Candide - eine Zeitreise: nach Voltaire und L. Bernstein
Der Kalte Krieg der beiden Supermächte USA und UdSSR in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts wirkt sich in den USA auch innenpolitisch aus. Der vom republikanischen Senator Joseph McCarthy aus Wisconsin geleitete Senatsausschuss zur Untersuchung „unamerikanischer Umtriebe“ betreibt in aller Öffentlichkeit eine gezielte antikommunistische Hetzkampagne. Bereits im Februar 1950 bezichtigt der gelernte Jurist das State Department, ein Kommunistenschlupfwinkel zu sein. Die Vorwürfe erwiesen sich jedoch als nicht stichhaltig. Trotzdem setzte McCarthy seine öffentlichen Hearings mit haltlosen Anschuldigungen und Verdächtigungen fort. Die Suche nach angeblichen Kommunisten und deren verschwörerischen Aktivitäten vergiften das öffentliche Leben und führen zur Massenhysterie. Jeder verdächtigt jeden, Denunziantentum blüht. An dieser „Hexenjagd“, auch t „Washington Witch Trials“ genannt nimmt Lillian Hellman Anstoß und bearbeitet Anfang der 50er Jahre Voltaires Roman „Candide“ als Bühnenstück und schlägt Bernstein die Zusammenarbeit vor. Sie sieht zwischen dem McCarthyismus und den bei Voltaire immer wieder vorkommenden „Auto da Fés“ (deren Ursache häufig Denuntiation war) die Parallele zur Gegenwart, und damit die Aktualität von Candide.
1955 - der Partiturentwurf einer Musik für Candide wird in Reinschrift übertragen
1956
- am 29. Oktober Premiere in New Haven
Musik für Candide, am 1.
Dezember in New York
Dichter der Gesangstexte
dieser Fassung: Dorothy Parker, John La Touche,Richard Wilbur, Lillian Hellman
und Bernstein selbst
1957
- nach 73 Vorstellungen fällt am Broadway der Vorhang für Candide
(73 Vorstellungen am Broadway galten als Mißerfolg)
Nach der Absetzung
Umarbeitung durch Michael Stewart für eine Tournee
1966 - Revision für die von Gordon Davidson inszenierte Aufführung der University of California in Los Angeles
1967 - Revision für die von Sheldon Patinkin gestellte Konzertaufführung in Chicago
1968 - Revision für die New Yorker Konzertfassung nach einem Buch von Stewart und Patinkin
1971 - Revision für die Produktion in San Francisco, die über Los Angeles nach Washington ins Kennedy Center wandert, wo sie einen neuen Regisseur erhielt, viel von der hinzugefügten Musik verlor und ihr Leben aushauchte bevor sie New York erreichte (Bernsteins letzte Candide-Musik wurde für diese Fassung komponiert)
1973 - Umarbeitung zu der einaktigen "Chelsea"-Fassung durch Harold Prince Premiere am Chelsea-Theater in Brooklyn
1974 - Candide wird
anschließend in leicht erweiterter Fassung über ein Jahr lang am Broadway
gespielt
(Buch von Hugh Wheeler, Orchestrierung für 13 Instrumente von
Hershy Kay, einige neue Gesangstexte von Stephen Sondheim; Dirigent: John
Mauceri; Regisseur: Harold Prince); über 740 Aufführungen
1982 - Erweiterung der Chelsea-Fassung zu der zweiaktigen "Opera-House"-Version, die die New York City Opera herausbrachte; die meisten Musiknummern wurden Wieder eingefügt
1988 - Erste Aufführung der neuen Fassung von Mauceri unter Mitarbeit von Bernstein an der Scottish Opera in Glasgow
1989 - Bernstein stellt in einer konzertanten Aufführung die von ihm erarbeitete "Final Version" vor