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Prof. Dr. Gyula Racz - Studentenprojekt Kirchenmusikakademie Regensburg - 2001

Candide - eine Zeitreise: nach Voltaire und L. Bernstein

Inhalt: Entstehung| Bernstein's Candide| Leonard Bernstein| Gattung Candide| Musiktheater| Dokumentation|

Die Handlung

Die Geschichte beginnt in Westfalen auf Schloss Thunderten Tronck, dem schönsten aller möglichen Schlösser. Hier sind die glücklichsten aller glücklichen Menschen zu Hause. Da ist der Herr Baron, einer der einflussreichsten Edelleute überhaupt, weiter die Frau Baronin nebst ihrem Sohn Maximilian, dem hübschesten Burschen des ganzen Landes überhaupt. Des weiteren sei ihre Tochter Kunigunde genannt, der Liebreiz an sich, was besonders ihr unedler Cousin Candide fand. Er war arglosen Gemütes, jede Regung seiner Seele spiegelte sich auf seinem Antlitz wider.

Meister Pangloss war der größte aller Philosophen und somit auch der ganzen Welt. Bei ihm lernten die jungen Leute, dass sie in der besten aller möglichen Welten leben. Nach dem Unterricht erteilt Pangloss der hübschen Kammerzofe Paquette Spezialunterricht in der Aneinanderreibung zweier Körper unterschiedlichen Geschlechts. Frl. Kunigunde beobachtete sie und wollte nun mit Candide dieses physikalische Experiment ausprobieren. Das Experiment gelingt, aber beider Zeugen werden Baron und Baronin und ein Fußtritt befördert Candide aus der besten aller möglichen Welten.

Candide wird in die Bulgarische Armee zwangsrekrutiert, muss dort Spießrutenlaufen und kann gerade wieder gehen, als die Bulgaren ihrem bevorzugten Schlachtziel Westfalen den Krieg erklären.

Candide versteckte sich während der Schlacht so gut er konnte.  Er trifft auf einen alten Mann, dem die Syphilis die Nasenspitze abgefressen hat. Es ist Pangloss, der trotz aller schlechten Erfahrungen ein Loblied auf die Liebe anstimmte. Von ihm erfährt Candide, dass das Schloss zerstört und alle seine Bewohner dahin gemetzelt wurden.

Um Pangloss zu kurieren, ziehen sie nach Lissabon, wo sie zwar bei einem Erdbeben und einem Vulkanausbruch gerade noch mit dem Leben davonkommen, aber der Ketzerei beschuldigt und von dem Generalinquisitionsgericht  verurteilt werden. Candide muss mit ansehen, wie sein teurer Meister Pangloss gehängt wird.

In Paris hat unterdessen eine geheimnisvolle Schöne die Herzen zweier Männer erobert, das des reichen Juden Isaschar und des Erzbischofs von Paris. Ihr zur Seite ist eine Old Lady, Tochter des Papstes Urban X. und nur mit einer halben Hinterbacke versehen. Candide, den ein glücklicher Zufall nach Paris verschlagen hat, erkennt zu seinem Erstaunen in der geheimnisvollen Schönheit seine geliebte Kunigunde. Den Juden und den Erzbischof sticht der sanftmütige Candide aus Versehen tot. Unter Mitnahme sämtlicher Juwelen fliehen Old Lady, Kunigunde und Candide nach Cadiz.

Candide wird als Hauptmann angeworben für die Sache der Jesuiten in Südamerika zu kämpfen.  Zusammen mit Kunigunde, Old Lady und Cacambo, einem Viertelspanier, der sich als getreuer und welterfahrener Diener anbietet, geht es „Auf zur neuen Welt“.

Am Sklavenmarkt in Buenos Aires treffen sie Maximilian und Paquette, die wunderbarerweise wieder unter den Lebenden weilen. Die Wiedersehensfreude wird dadurch getrübt, dass sich Maximilian gegen die Ehe von Kunigunde und Candide ausspricht und infolge dessen erstochen wird.

Als Jesuitenpater verkleidet, treffen Candide und Cacambo auf ihrer Flucht zwei Mädchen, die von zwei Affen verfolgt werden. Candide erschießt die zwei Affen, die aber unglücklicherweise die Liebhaber der Mädchen waren. Und schon hatten sie die Ureinwohner dieses Landes auf dem Hals, die mit Vorliebe Jesuiten verspeisten und Candide für ihren Kochtopf auserwählten. Zum Glück konnte Cacambo die Herkunft des Jesuitenrockes erklären und sie konnten ihre Reise fortsetzten.

Auf einem großen Fluss ließen sie sich stromabwärts treiben und landeten in Eldorado. Hier war es noch schöner als in Westfalen. Die Steine im Staub waren Edelsteine und der Staub Goldstaub. Trotz Reichtümern im Überfluss ist Candide nicht glücklich ohne Kunigunde. Er will gleich weiterreisen und, um Kunigunde freikaufen zu können, bittet er, einige mit Edelsteinen beladene Schafe mitnehmen zu können.

Ein Schaf nach dem anderen kommt auf ihrer strapaziösen Reise zu Tode. Mit einem letzten Schaf schickt Candide Cacambo nach Buenos Aires, um Kunigunde freizukaufen. Er selbst will nach Venedig voraus. Ein holländischer Händler kommt dahinter, dass Candide auf seinem Schaf Reichtümer transportiert und bietet ihm ein Boot an , dass rein zufällig mit Ziel Venedig in See sticht. Die guten Wünsche für die Überfahrt erweisen sich als Hohn, denn das seeuntüchtige Schiff war dem Untergang geweiht. Ebenso ergeht es aber auch der Mannschaft des Holländers mit dem geraubten Schaf, welches Candide retten kann.

In den Fluten trifft er auf den abermals wie durch ein Wunder wiedererstandenen Pangloss sowie fünf entthronte Könige. Die Könige haben ihre Lektion gelernt: Sollten sie je Land erreichen, wollen sie in Bescheidenheit und Demut leben.

Als das Floß landet, befinden sie sich in einem venezianischen Casino zur Zeit des Karnevals. Die Könige stürzen sich unverzüglich in das einfache Leben des Roulette. Ein Seemann will Candide zu Frl. Kunigunde führen, trifft aber auf die Königin der Kurtisanen, auf Paquette und wird beinahe vom Polizeipräfekten, der kein anderer als Maximilian ist, festgenommen.

Cacambo hat inzwischen Kunigunde und Old Lady freigekauft. Doch wurden sie auf ihrer Heimreise beraubt und bedroht und sind jetzt Animiersklavinnen des berüchtigten Prinzen Ragotski, welcher eben jenes Spielkasino führt. Mit Glück, Geld und Mut können Kunigunde, Old Lady sowie Paquette und auch Maximilian im Roulette freigewonnen werden. Doch als Candide Kunigunde ohne Maske sah, verspürte er nicht die geringste Lust, sie zu heiraten, denn sie war inzwischen stockhässlich geworden.

Kunigunde aber drängte ihn so energisch, sie zu heiraten, dass der gutmütige Candide nicht zu widersprechen wagte. Sie kauften ein kleines Haus am Rande von Venedig. Kunigunde wurde zänkischer und unausstehlich, Old Lady kränkelte, und Cacambo, der Gemüse anbaute, verwünschte sein Schicksaal. Pangloss war verzweifelt darüber, dass er nicht an einer deutschen Universität glänzen konnte. Paquette betrieb ihr Gewerbe weiter, verdiente aber keine müde Mark mehr daran. Von Zeit zu Zeit sahen sie die Häupter von erfolglosen Politikern auf den Pfählen des Stadttores aufgespießt. Und was war mit Candide? Er erkannte, dass in der besten aller Welten die Geschehnisse eng miteinander verknüpft sind, erkannte der Geschehnisse zureichenden Grund und bebaute seinen Garten, denn das sei das einzige Mittel, um das Leben erfolgreich zu machen.Pangloss hält unerschütterlich daran fest, dass alles was sie durchgemacht haben, notwendig war und sein Gutes hat. Candide winkt ab:

Pangloss: Mein Junge, lass' Dich nicht abbringen vom richtigen Weg. Wie Du siehst, ist alles zum Besten bestellt.
Denn wärest Du nicht aus dem Schloss geworfen worden, hättest Du nicht Amerika durchwandert und nicht Eldorado gefunden.
Also Du wärest jetzt nicht hier, vereint mit allen Deinen Freunden. Ergo es ist alles zum Besten bestellt in dieser besten aller möglichen Welten.

Candide: Du bist ein Narr - Ich habe es selbst erfahren, die Welt ist schrecklich. Ideologien und Glaubenssätze können uns nicht helfen.
Wir können nur arbeiten, unseren eigenen Garten bestellen.