Philosophisches Taschenwörterbuch:
Le Ciel des anciens – Der Himmel in der Antike (Inhaltsangabe)

 

Einen Himmel gibt es nicht, es gibt eine ungeheure Anzahl von Weltkugeln, die durch den leeren Raum kreisen.
Trotzdem hat es die unsinnigsten Ansichten über den Himmel gegeben, Voltaire stellt einige davon vor und wundert sich, dass man den Himmel dann auch noch mit Göttern bevölkert hat.
Dass bedeutende Heilige keineswegs auch gute Astronomen sein müssen, beweist Augustinus, der meinte, die Kugelform der Erde bezweifeln zu müssen, weil sonst die unten Lebenden mit den Füssen zuoberst gehen müssten.

 

Philosophisches Wörterbuch:
Chaîne des êtres crées – Die Kette der geschaffenen Lebewesen (Inhaltsangabe)

 

Platon behauptete, dass alles, was lebt, wie die Glieder einer Kette, vom einfachsten Atom his zum höchsten Wesen aufsteigend miteinander zusammenhängt. Wie aber, wenn einige Tiere gar nicht mehr existieren, also Kettenglieder fehlen? Wie ist es mit der offensichtlichen Lücke zwischen den Affen und den Menschen? Und auch die Planeten scheinen nicht einer aus dem anderen hervorgegangen zu sein. Unter ihnen herrscht – wie wir seit Newton wissen – die Gravitation, die sie zusammenhält und nicht etwa eine Kette.

 

Philosophisches Wörterbuch: Certain, Certitude – Gewiss, Gewissheit (Inhaltsangabe)

 

Es gibt verschiedene Gewissheiten, physikalische, mathematische und solche, die man durch den Augenschein oder durch die Berichte anderer gewinnt.
Erste sind die sichersten. Letztere sind ungewiss. Auch wenn „tout Paris“ behauptet, ein Ereignis hätte so und nicht anders stattgefunden, muss es sich trotzdem nicht so zugetragen haben.

 

Philosophisches Taschenwörterbuch:
Chaîne des événements – Die Kette der Ereignisse (Inhaltsangabe)

 




Leibniz entwickelte die Lehre vom zureichenden Grund, es soll demnach keine Wirkung ohne Ursache geben.
Obwohl man jedes Ereignis auf die vorhergehenden, die es bewirkt haben, zurückverfolgen kann, ist es nicht so einfach jenes zu bestimmen, das für das Ereignis (die Wirkung) das entscheidene war. Und anders herum: Nicht alles , was sich ereignet, ist folgenreich.
Und: Jedes Lebewesen hat einen Vater, aber nicht alle Erwachsenen haben Kinder.

Philosophisches Taschenwörterbuch:
Caractère – Charakter (Inhaltsangabe)

 




Seinen Charakter kann man nicht ändern. Man kann ihn allenfalls verbergen, aber früher oder später kommt er wieder durch.
Auch das Alter ändert den Charakter nicht, es mildert ihn ab, ansonsten ist es wie bei den Pflanzen. Ein Birnbaum ist immer noch vom selben Holz, auch wenn er im Alter knorrig und brüchig geworden ist.

Philosophisches Wörterbuch:
Tout est bien – Alles ist gut (Inhaltsangabe)

 

Leibniz hat viele gelehrte Bücher verfasst, um zu beweisen, dass wir in der besten aller möglichen Welten leben und „dass Gott nicht mehr für uns tun konnte“. Pope prägte die Formel: „Alles was ist, ist gut“. Wir müssten damit zufrieden sein.
Wie kam dann aber das Böse in die Welt? Entweder war Gott doch nicht so vollkommen, wie behauptet wird, oder es gibt eine böse Kraft und eine gute, wie viele Völker glauben und auch die Manichäer. Da geht es dann zu wie bei den Ärzten von Molière, die sich streiten, wer mehr vom Patienten bekommt und sich schließlich darauf einigen, dass der eine den Aderlass und der andere das Brechmittel erhält.
Fest steht, dass es in der Welt eine klare und dauerhafte (Natur-)Ordnung gibt. Weshalb es aber gut sein soll, wenn man unter den abscheulichen Qualen einer Krankheit leidet, bleibt fraglich. Pope behauptet, dass all die Übel zusammen das allgemeine Wohl bildeten. Andere ziehen den Sündenfall zur Erklärung heran, dass wir also bis in alle Zeiten bestraft werden, weil Eva den Apfel gegessen hat. Absurde Vorstellungen. Wie kam also das Böse in die Welt? Niemand hat darauf eine Anwort.

 

Philosophisches Taschenwörterbuch:
Bornes de l’ésprit humain – Grenzen des menschlichen Geistes (Inhaltsangabe)

 

Der kurze Artikel ist ein Appell an Doktoren und Professoren, die Autoritäten der Universitäten, ihre Methode zur Erforschung der Natur zu ändern. Statt hochnäsig Begriffe zu gebrauchen, die sie selbst nicht verstehen und trotzdem als Wissenschaft simulieren, sollten sie dazu übergehen, die Phänome dieser Welt (Funktion der Nervenbahnen, Entwicklung des Fötus, Fortpflanzung bei Tieren und Menschen) in der Realität zu erforschen. Montaigne folgend sollten sie bestimmen, was sie sicher wissen, um das Wissen von dort aus zu erweitern. Die Grenzen des menschlichen Geistes bestehen somit vor allem in der Begrenztheit des Geistes der Wissenschaftler selbst.

 

Philosophisches Taschenwörterbuch:
Artikel Bien. Souverain Bien – Das Gute. Das höchste Gut (Inhaltsangabe)

 

Was könnte das höchste Gut sein? Ist es der Reichtum, die Wollust, die Gesundheit, oder gar die Tugend? Auf alle Fälle hat es etwas mit angenehmen Empfindungen zu tun, die jeder in anderer Weise zu erlangen sucht, aber immer nur für kleine Zeitspannen erreicht: „Es gibt weder extreme Wonnen noch extreme Qualen, die das ganze Leben andauern können“.
Trotzdem ist, wer solche Glücksmomente nicht hat, eine bedauernswerter Mensch, sei er auch der tugendhafteste aller Tugendhaften.

 

Philosophisches Taschenwörterbuch:
Bêtes – Tiere (Inhaltsangabe)

 

Wer Tiere als primitive Maschinen bezeichnet, hat sie nicht beobachtet, weder die Vögel, noch die Hunde, was nicht schwierig wäre.
Viele behaupten die Sonderstellung des Menschen, dem sie eine Seele, ein Gedächtnis, Gefühle, Vorstellungskraft zuschreiben. Sie sehen nicht, dass auch Tiere Gedächtnis, Gefühle, Vorstellungskraft haben. Sie haben sogar die gleichen Organe wie wir….
Was die Seele der Tiere betrifft, ist über sie genauso viel Unsinn verbreitet worden, wie über die des Menschen (vgl. den Artikel Âme – Seele) – niemand hat sie gesehen, niemand hat ihre Existenz bewiesen. Man hat, wie so oft, erst ein Wort in die Welt gesetzt und anschliessend versucht, die vorgestellte Sache in der Realität zu finden.

 

Philosophisches Taschenwörterbuch:
Baptême – Taufe (Inhaltsangabe)

 




Früher wurde man durch Untertauchen getauft, eine Art Initiationsritus, nicht nur im Christentum und lange vor diesem.
Die Reinigung von allen alten Sünden führte zu Missbrauch der Taufe bei den Christen, denn je länger man die Taufe hinausschob, desto mehr Untaten konnte man vorher begehen.
Allerdings war es auch wieder schlecht, wenn man ohne Taufe starb, dann drohte einem die Hölle. Besonders Neugeborene musste man daher schnell taufen, in der Regel am 8. Tag nach der Geburt, also an dem Tag, an dem die Söhne im Judentum beschnitten wurden….