Voltaire: Ausgewählte Zitate

Alle Zitatnachweise beziehen sich auf die – meist antiquarisch – verfügbaren deutschen Ausgaben, sonst auf die Oeuvres complètes de Voltaire, die nahezu vollständig online verfügbar sind, nur in diesem Fall ist die Seitenangabe mit „p.“ (französisch “page”)  angegeben. In Klammern geben wir den Namen des Übersetzers an, das Erscheinungsjahr der zitierten Ausgabe und die Seite an. Gibt man den Übersetzer und das Erscheinungsjahr in unser Bibliothek Voltaire Suchformular ein, dürfte das Auffinden des jeweils zitierten Werkes kein Problem sein.

ZadigWenn Du issest, gib auch den Hunden zu essen, selbst wenn sie dich beißen (Ronte, 1969,S.7), 
(bezieht sich auf die 35. Pforte des Sad Dar des Zoroasters: „Wenn du Brot isst, sollst du 3 Stückchen je Hund abgeben“ – nach Faszination Zarathushtra, Michael Strausberg)
Quand tu manges, donne à manger aux chiens, dussent-ils te mordre
Poème sur le désastre de Lisbonne – un examen de cet axiome: Tout est bien
[Das Erdbeben von Lissabon oder Prüfung des Satzes: Alles ist gut]
Eines Tages wird Alles gut sein, das ist unsere Hoffnung.
Heute ist Alles gut, das ist Illusion.
(Übers.: Voltaire-Stiftung)

Un jour tout sera bien, voilà notre espérance; 
Tout est bien aujourd’hui, voilà l’illusion.
(Am Anfang der letzten 20 Verse)
Karl XII
Denn das ist eine schwache Seite der Menschen: bewundernd blicken sie auf jene, die Böses brilliant vollbracht haben, und lieber sprechen sie zuweilen vom Zerstörer eines Reiches als von seinem Gründer (Althaus, 1965 S.1)Telle est la misérable faiblesse des hommes, qu’ils regardent avec admiration ceux qui ont fait du mal d’une manière brillante, et qu’ils parleront souvent plus volontiers du destructeur d’un empire que de celui qui l’a fondé.
Andererseits bewahrt man das Andenken schlechter Fürsten, wie man an Überschwemmungen, Feuersbrünste und Seuchen zurückdenkt (Althaus, 1965,S.1)Par une raison contraire, on garde le souvenir des mauvais princes, comme on se souvient des inondations, des incendies et des pestes
Nicht der Mangel an Geld macht ein Reich schwach, sondern der an Menschen und menschlichen Fähigkeiten (Althaus, 1965,S.29)Ce n’est pas la rareté de l’argent, mais celle des hommes et des talents, qui rend un empire faible.
Nicht die Zahl der Gefallenen, sondern der Schrecken der Überlebenden bewirkt den Verlust einer Schlacht. (Althaus, 1965, S.47)mais ce n’est pas le nombre des morts, c’est l’épouvante de ceux qui survivent qui fait perdre les batailles. (Livre II, p.176)
..doch steigerte er alle seine heldischen Tugenden bis zu einem Übermaß, wo sie ebenso gefährlich sind, wie die entgegengesetzten Laster…Seine großen Eigenschaften, von denen eine allein einen anderen Fürsten hätte unsterblich machen können, haben Schwedens Unglück bewirkt… Sein Leben sollte Könige lehren, wie hoch eine friedliche, glückliche Regierung über noch so viel Ruhm steht. (Althaus, 1965, S.294/5)…il a porté toutes les vertus des héros à un excès où elles sont aussi dangereuses que les vices opposés…Ses grandes qualités, dont une seule eût pu immortaliser un autre prince, ont fait le malheur de son pays…Sa vie doit apprendre aux rois combien un gouvernement pacifique et heureux est au-dessus de tant de gloire(livre VIII, p.351)
  ABC, 9.Gespräch
Wenn Gott den Menschen gemacht hat, um einige Minuten im Stalle der Erde zu leben, so muss er ihm unumgänglich Nahrungsmittel verschaffen; denn es wäre ungereimt, wenn er ihn mit Hunger und einem Magen ein Geschenk gemacht und vergessen hätte, ihm Nahrungsmittel zu geben. (Mensching, 1986, S.226)Si Dieu a fait l’homme pour vivre quelques minutes dans l’écurie de la terre, il fallait bien qu’il lui procurât de la nourriture: car il serait absurde qu’il lui eût fait présent de la faim et d’un estomac, et qu’il eût oublié de le nourrir.
Es gibt keine Freiheit unter den Menschen ohne die, seine Gedanken zu äußern.; (Mensching, 1986, S.211)Point de liberté chez les hommes sans celle d’expliquer sa pensée.
Untersuchungen über die Wunder (Questions sur les miracles, 1765)Das ist sicher: Wer Dich dazu bringt, Absurdes zu glauben, wir Dich auch dazu bringen, Unrecht zu tun. Certainement qui est en droit de vous rendre absurde est en droit de vous rendre injuste (11ième. lettre)
Republikanische Ideen Eine durch Willkür regierte Gesellschaft gleicht vollkommen einer Herde Ochsen, die zum Dienst ihres Herren ins Joch gespannt werden. Er ernährt sie nur, damit sie in der Lage sind, ihm zu dienen; er pflegt sie nur, wenn sie krank sind, damit sie ihm nutzen, wenn sie gesund sind; er mästet sie, um ihnen das Mark auszusaugen; und er bedient sich der Haut der einen, um die anderen damit vor den Pflug zu spannen (Mensching, 1986, S.7)Une société d’hommes gouvernée arbitrairement ressemble parfaitement à une troupe de boeufs mis au joug pour le service du maître. Il ne les nourrit qu’afin qu’ils soient en état de le servir; il ne les panse dans leurs maladies qu’afin qu’ils lui soient utiles en santé; il les engraisse pour se nourrir de leur substance; et il se sert de la peau des uns pour atteler les autres à la charrue.
Philosophisches Wörterbuch(Artikel „Amour Propre – Eigenliebe“)
Diese Eigenliebe ist das Werkzeug unserer Selbsterhaltung und gleicht dem Werkzeug unserer Arterhaltung; es ist uns unentbehrlich, es ist uns teuer, es bereitet uns Vergnügen und man muss es verstecken. (Oppenheimer, 2020, S. 36)
Cet amour-propre est l’instrument de notre conservation; il ressemble à l’instrument de la perpétuité de l’espèce: il est nécessaire, il nous est cher, il nous fait plaisir, et il faut le cacher.
(Artikel „Amour – Liebe“)
Die Liebe ist ein Stoff der Natur, den die Fantasie bestickt hat.
(Oppenheimer, 2020, S. 29)
L’amour – c’est l’étoffe de la nature que l’imagination a brodée.
Ödipus Vertrauen wir nur uns selbst, sehen wir alles mit unseren eigenen Augen, sie sind unsere heiligen Gefäße, unsere Orakel, unsere Götter.
Ne nous fions qu’à nous, voyons tous par nos yeux, ce sont là nos trépieds, nos oracles, nos dieux. 
(Acte II Scène V, Araspe)
D6057 Brief v. 31.12.1754
an M.Daniel 
u. Mme de Brenles
Was bedeutet es schon unterm Strich, ob man in den paar Tagen, die man zu leben hat, Eigentümer oder Mieter ist, was wirklich zählt, ist, daß man sie mit denkenden Wesen verbringt.Qu’importe, après tout, pour quatre jours qu’on a à vivre, d’être locataire ou propriétaire? La chose vraiment importante est de passer ces quatre jours avec des êtres pensants.
La vie de MolièreMan hat darauf hingewiesen dass fast alle, die sich in den schönen Künsten einen Namen gemacht haben, ihr Talent gegen ihre Eltern entwickelten und dass die Natur bei ihnen immer stärker war als die Erziehung.On a remarqué que presque tous ceux qui se sont fait un nom dans les beaux-arts les ont cultivés malgré leurs parents, et que la nature a toujours été en eux plus forte que l’éducation.
Jusqu’à quel point on 
doit tromper le peuple.

(Bis zu welchem Ausmaß man das Volk täuschen soll)
1756
Es ist eine sehr gewichtige, aber wenig behandelte Frage, bis zu welchem Ausmaß das Volk, das heißt neun von zehn Teilen der Menschheit, wie Affen behandelt werden soll.C’est une très grande question, mais peu agitée, de savoir jusqu’à quel degré le peuple, c’est-à-dire neuf parts du genre humain sur dix, doit être traité comme des singes.
Lettres à s. A., Mgr. Le Prince de ***** sur Rabelais (1767), p.71Es ist stets nur der Missbrauch der Macht, der die Macht erschüttert.il n’y a jamais que l’abus du pouvoir qui puisse énerver le pouvoir.


Vom ewigen Frieden (1769)
, Abschnitt XXXI
Es ist offensichtlich, dass die christliche Religion ein Netz ist, mit dem Betrüger über siebzehn Jahrhunderte lang die Dummen eingefangen, und ein Dolch, mit dem Fanatiker über vierzehn Jahrhunderte lang ihren Brüdern die Kehle durchgeschnitten haben.Il est évident que la religion chrétienne est un filet dans lequel les fripons ont enveloppé les sots pendant plus de dix-sept siècles, et un poignard dont les fanatiques ont égorgé leurs frères pendant plus de quatorze.