Voltaire in La Source
Das Schloss La Source liegt bei Orléans am Quell des Flusses Loiret. Es war der Wohnsitz von Lord Bolingbroke (1678-1753), der es 1707 gekauft hatte. Henry Saint John Bolingbroke war eine der zentralen Figuren der englischen Politik, 1710 Außenminister des Landes, bedeutender Kopf der Torries. Er wird nach der Thronbesteigung von George I. 1715 des Landes verwiesen. Der sehr gebildete Bolingbroke, der die französische Sprache perfekt beherrscht, wählt Frankreich als Exil. Er kehrt 1723 nach England zurück, ohne jedoch an frühere Erfolge anknüpfen zu können. Bolingbrokes Unterstützung und Empfehlung verdankt Voltaire die offene Aufnahme während seines Exils in England (1726 -1728).
Bolingbroke schreibt über La Source:
Ich habe schließlich eine Unterkunft gefunden, ein Zuhause, ... es ist ein Refugium an dem die Natur sehr mitgewirkt hat und es wird mir gefallen, ihr künstlerisch zur Seite zu stehen
und
Es macht mir sehr viel Freude, letzte Hand an mein hübsches Haus zu legen, ich werde hier leben und vielleicht auch sterben, wenn sich die Dinge anders gestalten, werden die Ausgaben nicht völlig verloren sein, dann werden sie Denkmal meines Exils sein.
An Swift schreibt er:
Ich habe hier in meinem Wald die klarste und schönste Quelle vielleicht von ganz Europa. Bevor sie den Park verlässt, wird sie zu einem kleinen Fluss, schöner als alle Flüsse der griechischen oder lateinischen Verse.
Voltaire in La Source
1722 Dezember Voltaire kommt von Schloss Bruel nach La Source, um Lord Bolingbroke zu besuchen. Er beschreibt das Zusammentreffen in seinem Brief vom 4.12.1722:
"Ich habe in diesem berühmten Engländer die ganze Gelehrsamkeit seines und die ganze Höflichkeit unseres Landes gefunden. Ich habe niemals zuvor unsere Sprache mit mehr Kraft und Richtigkeit sprechen hören. Dieser Mann, der sein ganzes Leben mit Vergnügungen und Geschäften zubrachte, hat trotzdem die Mittel gefunden, alles zu lernen und alles zu behalten. Er kennt die Geschichte der alten Ägypter ebenso wie die von England. Er verfügt über Virgil wie über Milton, er liebt die englische, französische und italienische Poesie, aber er liebt sie unterschiedlich, weil er ihre unterschiedlichen Vorzüge perfekt zu unterscheiden vermag."
Voltaire liest Bolingbroke und dessen Lebensgefährtin, der Marquise de Villette, aus Henri IV vor. Die positive Aufnahme seines Werkes durch die beiden bedeutenden Intellektuellen ihrer Zeit gibt Voltaire mächtigen Auftrieb und bestärkt ihn darin, ein großes Kunstwerk verfasst zu haben.
Ein Besuch in La Source (2005)
La Source ist heute Teil der Gebäude der Universität von Orléans, umgeben mit einem dazugehörigen Park, an den sich ein wunderschöner öffentlicher botanischer Garten mit seltenen Vögeln, Pflanzen und einem kleinen Restaurant anschließt, für den allein sich ein Besuch schon lohnt. Das Schloss wirkt zunächst klein, renovierungsbedürftig, aber auch sehr romantisch und hat sogar einen Voltairesaal, dort, vor dem Spiegel über dem offenen Kamin, thront seine Büste - die schöne von Houdon - und blickt ein wenig spöttisch in den Raum. Der Saal ist eher ein Zimmer, mit riesigem Tisch und blauem Tischtuch - wohl für die Sitzungen der Universitätsleitung hergerichtet Auf alle Fälle hat man hier einen wunderschönen Blick - vorne heraus zur Allee mit den altehrwürdigen Bäumen und nach hinten zum Blumenpark mit einem prächtigen Springbrunnen. Es war eine gute Idee, den Park von La Source, in dem früher Lord Bolingbroke mit Voltaire spazieren ging, öffentlich zu machen. Auf diese Weise hat man ein wenig von der Liebe, mit der sich Lord Bolingbroke und die Marquise de Villette ihr 'kleines' Paradies geschaffen haben, gerettet.
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