Jean Louis Wagnière

Blick aus d. Fenster i.Prangins (Pastell)

Allein durch seine Unterstützung und treuen Dienste, die er Voltaire als dessen Sekretär während 24 Jahren leistete, hat sich Jean Louis Wagnière große Verdienste um das Werk Voltaires erworben.

Ohne ihn, seine Energie, seine Bereitschaft, Höhen und Tiefen des alternden Voltaire zu ertragen, hätte Voltaire niemals die Kraft gehabt, sich voll und ganz auf die Vollendung seines Werkes zu konzentrieren.
Wagnière ist es maßgeblich zu verdanken, dass die Bibliothek Voltaires als ganze erhalten blieb und bis heute in St. Petersburg besichtigt werden kann, seine Schriften und Kommentare sind wertvolle Quellen zum Leben und Schaffen Voltaires.
Leider ist Wagnières Unterstützung der Kehler Gesamtausgabe aufgrund seiner finanziellen Abhängigkeit von Katharina II., die dem Projekt ablehnend gegenüberstand, marginal geblieben.

Lebenslauf

  • 1739 am 15. Oktober wird Jean Louis in Rueyres (Vaud) als Sohn von Jean Marc Wagnière, Leiter der Armenschulen von Yverdon und seiner Frau Jeanne Jacqueline Menétray geboren. Beide Eltern sind Protestanten.
  • 1754 Als sich Voltaire in Prangins aufhält, nutzt Jean Louis seine Chance: bewirbt sich als Schreiber, wird angenommen und tritt in die Dienste Voltaires ein, er fertigt zunächst unter der Aufsicht von Voltaires Sekretär Collini Abschriften an.
  • 1755 Nachdem Voltaire Les Délices bei Genf erwirbt, im Februar Umzug dorthin.
  • 1756 Collini verlässt Voltaire und dieser, weil sich kein anderer Bewerber einfindet, bildet Wagnière zum Nachfolger Collinis aus. Sie verstehen sich gut, Wagnère ist loyal, ein dankbarer und nützlicher Schüler, der ihm zahlreiche Schriftstücke kopiert.
  • 1760 Nach dem Erwerb und Umbau von Ferney und Tournay zieht Voltaires Haushalt dorthin und Wagnière wird sein Sekretär.
  • 1763 Wagnière heiratet am 4. 12. die 22 jährige Rose Francoise Suzanne Corboz. Sie stammt aus einer Beamtenfamilie der Gegend und arbeitet als Hausangestellte bei Voltaire in Ferney.
  • 1770 Wagnière avanciert zum Verwalter des Schlossgutes Ferney und erledigt selbständig Teile der Korrespondenz im Namen Voltaires.
  • 1778 Voltaire stirbt am 30. Mai, Madame Denis, die Nichte und Erbin Voltaires, macht Wagnière zum Nachlassverwalter in Ferney. Es beginnt das, was man als den ‚zweiten Tod Voltaires‘ bezeichnet hat. Mme Denis macht alles zu Geld, was sich von Voltaires Nachlass versilbern lässt. Nach dem Verkauf von Schloß Ferney an den Grafen von Villette wird auch Wagnière entlassen. Ihm bleibt die Aufgabe, Voltaires Bibliothek einzupacken und versandfertig zu machen.
  • 1779 Reise nach St. Petersburg, wohin er Voltaires Bibliothek begleitet, die Mme Denis an Katharina II für eine enorme Summe verkauft hatte (Die Bücher werden auf dem Landweg von Genf nach Lübeck transportiert, von dort per Schiff bis nach St. Petersburg überführt). Dort baut er die Bibliothek (6760 Bücher und Manuskripte) gewissenhaft wieder auf, erneuert die Signatur und verfasst ein erstes Inventar.
  • 1780 Wagnière aus St. Petersburg zurück in Ferney. Von Katherina bekommt er eine stattliche Leibrente, die ihn zu einem wohlhabenden Mann macht.
  • 1792 Wagnière wird Bürgermeister von Ferney. Er unterstützt die Revolution.
  • 1802 Wagnière stirbt 62 jährig am 5. April in seinem Haus in Ferney.

Werke

  • Longchamp, Sebastien G., Wagnière, Jean-Louis, Mémoires sur Voltaire et ses ouvrages. Paris: Aimé André, 1826, 2 vol. enthält v. Wagnière:

– I.   Des Additions historiques sur les oeuvres de l’auteur de la Henriade

– II.  Une relation du voyage de M.de Voltaire à Paris en 1778 et de sa mort

– III. L’Examen des Mémoires secrets de Bachemont et autres en ce qui concerne M.de Voltaire

– IV. L’Examen d’un autre ouvrage intitulé: Memoires pour servir à l’histoire de M.de Voltaire, publiés sous le titre d’Amsterdam 1785. 2 vol

Links/Sekundärliteratur:

  • Christophe Paillard, Jean Louis Wagnière, secrétaire de Voltaire, Oxford: Voltaire Foundation, 2008, 416 S.
  • Christophe Paillard, Jean Louis Wagnière ou les deux morts de Voltaire, Saint Malo: Christel, 2005.

Internet:

https://fr.m.wikipedia.org/wiki/Jean-Louis_Wagnière : Kurze biographische Skizze in französischer Sprache