Voltaire überlegt, wie es zu einer der Fortpflanzung widersprechenden Veranlagung kommen kann. Es ist keine geistige Störung. Die homosexuelle Veranlagung zeigt sich schon früh, eher beim Mann als bei der Frau. Vielleicht ist es fehlgeleiteter Instinkt, der einen Mann verleitet, ein männliches Kind für ein weiblichen Wesen, das das eigentliche Ziel wäre, zu halten? „Man huldigt dem Sex, in dem man sich an das bindet, was die Merkmale der Schönheit besitzt und wenn das Alter die Ähnlichkeit zum Verschwinden bringt, besteht der Irrtum fort“. Ob die Griechen die homosexuelle Liebe förderten oder zumindest tolerierten? Dass sie ein Heer, das aus homosexuellen Paaren bestand, unterhielten, spricht dafür. Ein Gesetz, das aber die Knabenliebe empfiehlt, hat es nicht gegeben. Allein aus der Tatsache, dass etwas geschieht, gemacht wird, kann man nicht, wie Sextus Empiricus es tut, darauf schließen, dass es gesetzlich erlaubt war. Wenn Sextus Empiricus unserer Tage lebte und zwei oder drei Jesuiten einige ihrer Schüler missbrauchen sähe, hätte er deshalb das Recht zu sagen, dass dieses Spiel durch die Regeln Ignatius von Loyolas erlaubt sei? Gewiss nicht. Voltaire weist darauf hin, dass, obwohl die Knabenliebe in Rom weit verbreit war, sie nicht von Gesetzes wegen erlaubt gewesen ist, eher im Gegenteil. Unter Philipp wurde sie endgültig verboten und alle kleinen Jungen, die als Lustknaben ihr Geld verdienten, wurden aus Rom hinausgejagt.