Voltaire in Fontainebleau
Das Chateau de Fontainebleau wurde im 16.Jahrhundert unter Francois I. als Kunsttempel der Renaissance erbaut und gilt als Zentralbau der italienischen Renaissance in Frankreich.
Unter Henri IV entwickelte sich hier die von ihm geförderte (zweite) Schule von Fontainebleau mit Malern wie Ambroise Dubois und Martin Fréminet, die sich von den religiösen Themen abwandten und stattdessen Szenen aus der antiken Mythologie malten. Sie ist heute vor allem durch ihre erotischen Gemälde bekannt, besonders durch das rätselhafte Porträt der Duchesse de Villars und Gabrielle d'Estrées, das heute im Louvre hängt:
Bis in unsere Zeit diente das Schloß mit seinem riesigen Park der jeweiligen Herrscherfamilie/Regierung als Jagdschloss, Regierungssitz und als Festsaal. Ludwig XIV bevorzugte zwar Versailles, ließ aber immerhin in Fontainebleau ein Theater einbauen. Am 16.10.1685 verkündete er von hier aus sein unheilvolles Edikt von Fontainebleau, das den Hugenotten in Frankreich die Ausübung ihrer Religion verbot. 200.000 Menschen, unter ihnen viele Handwerker und auch Wissenschaftler, verliessen daraufhin Frankreich. Der preußische Hof ergriff die günstige Gelegenheit und nahm viele von ihnen auf. Sie siedelten sich in Potsdam, aber auch in Berlin an, wo die französische Kirche auf dem Gendarmenmarkt eine kleine, sehenswerte Ausstellung zu ihrer Geschichte zeigt.
Ludwig XV. heiratete im September 1725 in Fontainebleau Marie-Sophie-Félicité Leszczynski, Tochter des nur kurze Zeit amtierenden Königs von Polen, Stansilas. Die Hochzeitsfeierlichkeiten, zu denen auch Voltaire beitrug, dauerten bis in den November hinein.
Für Voltaire war das Schloß Fontainebleau eher ein unangenehmer Ort: Seine mit ihm verbundenen Bemühungen, vom Hof Ludwig XV unterstützt zu werden, hatten wenig Erfolg und auch in der Zeit seiner Freundschaft mit Emilie du Chatelet war er dort eher geduldet als erwünscht.
Voltaire in Fontainebleau
1725 September
Für Ludwig XV. pompöse Hochzeit verfasst Voltaire ein Hochzeitsgedicht, widmet der Königin seine Tragödien Ödipus und Mariamne. Als große Gunst spielt man hier Mariamne und Voltaires Komödie L'Indiscret vor erlauchtem Publikum. Man darf das getrost als Marketingaktion verstehen, die genauso nötig war wie 'Ehrenbezeugungen' (um sie nicht anders zu nennen) an heutige Mächtige auch. In einem Brief an seine (kranke) Freundin Madame de Bernières schreibt Voltaire:
"Was man so fälschlich die Vergnügungen des Hofes nennt, wiegt nichts gegenüber der Befriedigung, die es verschafft, Freunde zu trösten, Seien Sie mir gewiss, dass es mir viel süßer wäre, ihre Leiden zu teilen als hier unserer neuen Königin den Hof zu machen".
Die Hof-Aktion lohnt sich scheinbar, denn die Königin schreibt ihm eine Leibrente in Höhe von 1500 Livres jährlich aus - die ihm allerdings zunächst nicht ausbezahlt wird - wie heute hat auch damals das Postgeheimnis nicht viel gegolten. Erst 1728 gelingt es Voltaire durch geschicktes Taktieren an das Geld heranzukommen.
Ab 1744
Madame de Pompadour wird in diesem Jahr die bevorzugte Geliebte des Königs. Voltaire hält sich jetzt öfter in Fontainebleau auf, wenn im Herbst der Königshof Fontainebleau zum Mittelpunkt seiner Veranstaltungen macht, so im Oktober 1745,1746 und 1747, meist als Begleiter seiner Lebensgefährtin Emilie du Châtelet. Diese, eine leidenschaftliche Spielerin, verliert 1747 am Kartentisch die enorme Summe von 84.000 Pfund. Voltaire warnt sie auf Englisch: "Hören Sie auf, sehen Sie denn nicht, dass Sie mit Schurken spielen?" Das wird der Königin hinterbracht, Voltaire entzieht sich einer Verhaftung durch blitzartige Flucht nach Sceaux, um sich dort zu verstecken und erst einmal Gras über die Sache wachsen zu lassen. Die Angelegenheit kann wirklich begraben werden (84.000 Livres nicht, sie müssen bezahlt werden) und 1749 sieht man Voltaire wieder - ein letztes Mal - in Fontainebleau.
1768
Für Christian, den König von Dänemark, wird im Schloß Voltaires Tragödie Tancrède aufgeführt, er macht in Frankreich während einer Europareise im Herbst 1768 in Fontainbleau Station. Sein Begleiter, der Arzt Johann Friedrich Struensee (1737 - 1772), ein Anhänger der Aufklärung, ist auf dieser Reise zum Freund des Königs geworden und wird im Anschluß in Dänemark sein Leibarzt, Ratgeber und Minister.
Der in Halle geborene Dr. Struensee fiel einer Adelsintrige zum Opfer und starb am 28 April 1772 auf dem Schafott.
Ein Besuch in Fontainebleau (2006)
Das Schloss Fontainebleau ist ruhiger als Versailles, nicht so überlaufen und sein schöner Park lädt wirklich zum Entspannen ein. Das Schloss enthält als eines der wenigen in Frankreich noch originale Einrichtungsgegenstände aus dem 16. Jahrhundert und ist seit 1982 Weltkulturerbe der UNESCO. Verschiedene Ausstellungsräume und Gemälde erinnern an die glorreiche Vergangenheit des Schlosses: An François I, Henri IV, Louis XV.
Napoleon I, der sich hier von Papst Pius krönen ließ, ist eine ganze Ausstellung gewidmet, hier steht noch der Krönungsstuhl - und das Bett von Joséphine.
Und natürlich findet man, vor allem in der Galerie François I., Werke der Schule von Fontainebleau, die, unter François I. und Henri IV stark gefördert, maßgeblichen Einfluss auf die europäische Malerei ausübte und gründlich mit der religiösen Malerei abschloss.
Zu den Ausstellungen und Öffnungszeiten informiert: www.musee-chateau-fontainebleau.fr
Der Artikel in Wikipedia (nur im französischsprachigen!) erzählt sehr detailreich alles zur Geschichte und zu den einzelnen Räumen des Schlosses.
Bildergalerie
Schloss
Pavillon
Park 1
Park 2
Skulptur 1
Skulptur 2