In ihrer Kolumne ‚Zeitsprünge‘ erklären die beiden Historiker R. Hemmer und D. Meßner, wie Voltaire so reich wurde, wie er war. Richtig, er hatte wohlhabende Eltern, die aber gewiß nicht zu den Superreichen ihrer Zeit gehörten. Voltaire wurde reich wie einer „der mit einem kleinen Trick die Staatslotterie um ein Vermögen erleichtert“. Und in angenehm lockerem Plauderton erzählen die Autoren die Geschichte mit Voltaire und la Condamine in der Hauptrolle. Ein sehr lesenswerter Artikel, der – erstaunlich genug, ohne jeden bösartigen Seitenhieb auf Voltaire, „die Lichtgestalt der Aufklärung“, auskommt.
Voltaire kam zusammen mit La Condamine, einem Mathematiker und Entdeckungsreisenden, auf den Gedanken, Staatsanleihen aufzukaufen und mit ihnen das an den Besitz von Staatsanleihen gebundene Recht, sich Lose für die allmonatlich stattfinden Lotterien des Staates zu kaufen. Sie errechneten, dass bei einer bestimmten Anzahl Losen die Wahrscheinlichkeit, den Hauptgewinn zu ziehen, sehr stark ansteigt. Der Rest war einfach und im Verlauf des Jahres 1729 bis zur Einstellung der Lotterie 1730 gewannen die beiden jeweils eine halbe Million Francs (wenn der Monatslohn eines Handwerkers damals 10 Franc betrug, wäre der heutige Gegenwert dieser Summe x 1500€ 75 Mio €!) , die ihnen auch auf dem Klageweg später nicht wieder abgenommen wurden. Kleiner Zusatz unsererseits: Voltaire wiederholte die Idee, mit wertlosen Staatsanleihen sehr viel Geld zu machen, bei seinem Aufenthalt in Berlin. Er ließ inkognito die für sächsische Bürger fast wertlosen Staatsanleihen des sächsischen Staates aufkaufen, für die man als preußischer Staatsbürger kriegsbedingt aber den vollen Nennwert erhielt. Doch Friedrich II. kam der Sache auf die Spur und vereitelte das trickreiche Geschäft seines ‚Freundes‘ und benutzte die als Affäre ‚Hirschel‘ bekanntgewordene Auseinandersetzung, um Voltaire in der Öffentlichkeit gehörig in Mißkredit zu bringen.