Texte: Défense de milord Bolingbroke (1752), Poème sur la loi naturelle, Le desastre de Lisbonne, Socrates, Dialoques entre Lucrèce et Posidonius.
Inhaltsverzeichnis
I. Der Fall Voltaire
In diesem Kapitel analysiert Pomeau Voltaires Charakter nach Heymanns Charaktertheorie. Demnach wäre er ein Sanguiniker gewesen. Es scheint ihm darum zu gehen, die These zu belegen, dass Voltaires intellektuelle Neigung zum Deismus durch seinen freiheitsliebenden, „sanguinischen“ Charakter immer wieder durchkreuzt wurde.
II. Vertrauen und Enttäuschungen bei Candide
Voltaire am Hofe Friedrichs II. hoffte, dort den Machthaber gefunden zu haben, der die natürliche Religion in seinem Staat umsetzt. Die antichristlichen Reden Friedrichs machten ihm Hoffnung, ebenso der Kreis der französischen Intellektuellen, die Friedrich an seinem Hof unterstützte und vor Verfolgung schützte (La Mettrie vor allem).
In seiner Schrift Défense de Milord Bolingbroke kritisiert Voltaire die Bibel und das Christentum noch heftiger als im Sermon des cinquante und meint, dass der Sieg der deistischen Religion sehr nahe sei. (279)
Doch Voltaire musste während seines Aufenthalts in Berlin erkennen, dass seine Hoffnung auf Friedrich vergebens war und gleichzeitig war er irritiert von der Philosophie La Mettries, dessen Atheismus und vor allem seine Lehre von der Schädlichkeit der Schuldgefühle und sein Eintreten für die körperliche Sinnlichkeit, die Sexualität, er ablehnte.
Durch die Konfrontation mit La Mettries Atheismus und Amoralismus verstärkte sich seine Überzeugung, dass es universell gültige, natürliche Gesetze gibt. Gegen La Mettries Lehre verfasste er das Poème sur la loi naturelle, das von Friedrich sehr negativ aufgenommen wurde, weil ihn die darin erhobene Forderung, eine natürliche Religion einzurichten, zu sehr an die alte Kirche mit ihrer Unduldsamkeit erinnerte.
Voltaire überarbeitete daraufhin das Gedicht. Inhaltlich bedeutet es eine Hinwendung vom kosmischen zum inneren religiösen Gefühl, aus dem die universelle Moral hervorgeht – und umgekehrt. Diese Verbindung ist dem späteren kategorische Imperativ Kants sehr nahe.
Voltaire sah nicht, wie aus dem Atheismus eine das Zusammenleben regelnde, für Alle verbindliche Moral hervorgehen könnte, im Gegenteil meint er, dass Atheismus die Menschen entzweie, weshalb er ihn ablehnte. Der Einfluss der Philosophie, der Aufklärung, sollte die Zahl der Atheisten eher verringern, da diese sich vor allem als Gegenbewegung zur fanatischen christlichen Kirche gebildet hätten. (285).
Die religiöse Wendung Voltaires in der Zeit von 1753 bis 1755 interpretiert Pomeau als Folge einer extremen Depression, in die er nach dem Tode Emilie du Châtelets, der Enttäuschung über Friedrich und den Erfahrungen auf seiner Flucht aus Berlin geraten war. In diese Zeiten fallen auch die Werke Reise des Scaramento und die Tragödie Orphelin de la Chine. Erst 1755, in Genf, wendete sich das Blatt zum Besseren. Doch gerade da ereignete sich am 24.11.1755 das Erdbeben von Lissabon, das 40.000 Menschen das Leben kostete und in dem Voltaire das Böse wirken sah, das den Menschen vernichten will. Er empfand es als Skandal, dass dies ein Gott nicht verhinderte. Auch die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele konnte ihm kein Trost sein (für Anhänger dieser Position war der Tod eine Erlösung, ein Aufstieg ins Jenseits), da er von ihr nicht überzeugt war.
In den Dialoques entre Lucrèce et Posidonius finden sich ein Vertreter des Atheismus (=La Mettrie) und des Deismus (=Voltaire) zusammen. In diesem Streitgespräch lässt Voltaire dem Atheismus wieder etwas mehr Spielraum, evtl. vor dem Hintergrund des Erdbebens. Am Ende gewinnt aber doch der Deist, das Werk kann als eine Art Selbstvergewisserung Voltaires und seines Deismus aufgefasst werden (291).
[Anmerkung CV: Pomeau geht einem gewaltig auf den Keks, weil er ständig Voltaire unterstellt, Deist zu sein und nie, an keiner Stelle prüft, ob es Texte gibt, die seiner Annahme zuwiderlaufen. Bei den Dialogues prüft er nicht, ob der Sieg des Deismus rein taktisch war, um sich nicht angreifbar zu machen. Insofern ist sein Buch nicht wissenschaftlich, er sucht andauernd Belege für seine vorgefasste Meinung: Voltaire war ein Deist.]
In seine Genfer Zeit fiel auch der siebenjährige Krieg, in dem Preußen die Habsburger Vorherrschaft im Norden Europas brach, aber auch gegen Sachsen einen blutigen Krieg führte. Voltaire begann, die Enzyklopädisten um d’Alembert zu unterstützen und er suchte in Genf neue Unterstützer für sein Projekt der deistischen Religion. Er glaubte sie unter den reformierten Pfarrern zu finden. Als er jedoch in seinem Artikel Genève Calvin wegen Fanatismus und dessen Todesurteil gegen Servet angriff und außerdem behauptete, dass unter den Genfer Pfarrern die Zweifel an der Göttlichkeit Jesus bzw. an der Dreieinigkeit weit verbreitet sei, musste er bemerken, dass diese ihn genau so schnell verließen, wie sie ihn begeistert willkommen geheißen hatten. (304)
Voltaires ernüchterte Schlussfolgerung lautete: „Papistische Fanatiker, calvinistische Fanatiker, alle aus der gleichen Sch…e gebacken, triefend von verunreinigtem Blut“. (305)
Auch die erhoffte Unterstützung von d’Alembert und Diderot blieb aus. Voltaire fühlte sich in Genf nicht mehr sicher, kaufte das Landgut Ferney und Tourney. Er kehrte 1758 der Schweiz den Rücken und ließ sich auf der anderen Seite der Grenze in Ferney nieder, wo er seinen Roman Candide vorbereitete.
Dies Meisterwerk Voltaires kann man wie ein Paraphrase der Bibel lesen, die Vertreibung aus dem (westfälischen) Paradies, die Candide ereilenden Irrungen und Wirrungen, mit einem Gott, der, weit entfernt, nie helfend eingreift. Es ist an den Menschen selbst, sich eine Welt zu schaffen, in der es sich leben lässt. Einen Hauptfeind gilt es aber auf dem Wege dahin zu bekämpfen: die Infame, die niederträchtige Kirche, ein Begriff, den er erstmals in einem Brief an Friedrich II vom 18.5.1759 verwendete.
III. Delenda Karthago (Kampf gegen die katholische Kirche)
Mit dem Umzug nach Ferney entwickelte sich Voltaire mehr und mehr zum Apostel des Deismus und der natürlichen Religion. Vor einem Sieg letzterer musste aber die Kirche aus dem Weg geräumt werden. Zuerst hatte er einige Kämpfe gegen den lokalen Klerus rund um Ferney zu bestehen. Wichtiger war für ihn die Herausgabe zweier antichristlicher Kampfschriften, des Sermon des cinquante und die Arbeit am Philosophischen Wörterbuch.
Als jedoch am 1.7.1766 der 21 jährige Chevalier de La Barre wegen Gotteslästerung (er hatte eine Prozession nicht gebührend durch Hut abziehen gegrüßt) in Abbéville verbrannt wurde und mit ihm das Philosophische Wörterbuch Voltaires, unterbrach dieser seine antiklerikalen Kampagne für einige Zeit aus Furcht vor einer drohenden Verfolgung.
1767 kam aber die Questions de Zapata heraus und eröffneten einen neuen Reigen zahlreicher antiklerikaler Kampfschriften Voltaires (352). Jedoch gingen Voltaire die antichristlichen Angriffe d’Holbachs (Système de la nature, nach Pomeau eines der wichtigsten Werke des 18.Jahrhunderts) zu weit. Er verfasste auch eine ganze Reihe von Schriften gegen den Atheismus und begann dadurch einen Zweifrontenkrieg. Hinzu kam noch, dass er sich über die Absichten Katharinas und Friedrichs in Polen massiv getäuscht hatte. Er hoffte, in den beiden Kampfgefährten gegen die katholische Kirche und den osmanischen Islam gefunden zu haben. Am Ende musste er angesichts der Teilung Polens erkennen, dass es den Herrschern nicht um die Eindämmung des Aberglaubens, sondern lediglich um Land- und Machtgewinn gegangen war. Diese Anstrengungen gingen über seine Kräfte, so dass er sich in den letzten Jahren seines Lebens zurückzog und eher lokalen Themen zuwandte.
IV. Menschlich, Allzumenschlich – oder die Geschichte der Religion (Voltaires Geschichtsphilosophie)
Texte: Essai sur les moeurs, Philosophie de l’histoire (1765), Défense de mon oncle (1767), Lettres chinoises (1776), L’histoire de l’établissement du christianisme (1777), Dieux et les hommes (1769)
Die menschliche Geschichte betrachtet Voltaire vor allem als Geschichte von Industrie und Handwerk, als Kunstgeschichte und als die der Religion. Letztere vor allem unter dem Aspekt einer Geschichte des Fanatismus. Pomeau meint, Voltaire habe in der Geschichte nur das gefunden, was er suchte, seine Überzeugungen seien aus seiner religiöse Philosophie und Geschichtsphilosophie hervorgegangen – er suchte und fand in der Geschichte aber Argumente für seine (antichristliche) Propaganda.(363)
Im 18. Jhdt, waren es im Wesentlichen zwei Antworten, die von den Aufklärern auf die Frage nach dem Ursprung der Religion gegeben wurden:
– Könige und Priester haben sie erfunden, um das dumme Volk besser regieren zu können,
– die Vernunft hat die Annahme von der Existenz eines höheren Wesens nahegelegt. Daraus entstand das, was auch Voltaire „die natürlichen Religion“ nannte.
Voltaire neigt jedoch zu der Annahme, dass die Religion anfänglich aus der Angst entstanden sei, als bedrohliche Naturereignisse die Furcht vor einem höchsten Wesen nährten. An keiner Stelle räumt er dagegen der Liebe zu Gott eine wichtige Rolle ein. Die Vorstellung von Gott wurde nach dem Bild eines gefürchteten Herrschers geformt. Erst später, als die Vernunft sich entwickelte, habe sich die Religion auf dem nicht zum Ziel gekommenen Weg zur idealen „natürlichen Religion“ geläutert. Welche Rolle spielte das Christentum in dieser – positiven – Entwicklung?
Voltaires Haltung zur Person Jesus wandelte sich zwar, immer bezweifelte er jedoch, dass Jesus Gottes Sohn war. Anfangs sah er in ihm einen jüdischen Fanatiker, den die römischen Autoritäten zurecht in die Schranken gewiesen hatten. Später, bereits im Traité de la Tolérance, sah er Jesus als Opfer der Priester, die seine Lehre einer natürlichen Religion verfälschten. Nach 1776 sah er Jesus sogar als Geistesverwandten, als einen Bruder im Geiste der natürluchen Religion. (382)
Das Christentum, die Religion, die sich auf Jesus beruft, hatte allerdings zu keiner Zeit etwas mit ihrem Namensgeber zu tun. Die christlichen Kirchen operierten sehr weltlich, es ging den Protagonisten um Macht, des Einflusses und um Reichtum.
In seiner Bibelanalyse behandelt Voltaire ausführlich das Alte Testament als Geschichte des jüdischen Volkes. Es ist einer der wenigen zeitgenössischen Texte, die die Geschichte eines Volkes in dieser frühen Zeit zusammenhängend erzählen. Entsprechend abenteuerlich geht es darin zu – vielleicht war es deshalb so lange Zeit für die Allgemeinheit verschlossen – und Voltaire entfaltet seine ganze ironische Kraft und seinen Witz an diesen für wahr und heilig ausgegebenen Geschichten. Das jüdische Volk kommt dabei nicht gut weg, ebensowenig wie die nachfolgenden Christen. Voltaires Schlussfolgerungen waren:
o Als Jesus starb, gab es noch keine christliche Religion. Die entstand erst durch den Fanatismus von Paulus und die Gutgläubigkeit des gewöhnlichen Volkes.
o Die Kreuzzüge zeigen wohin diese Entwicklung führte, sie waren ein Höhepunkt des religiösen christlichen Fanatismus.
o Menschlichen Handlungen wohnt nichts Göttliches inne, ebenso wenig wie den materiellen Dingen. Auch Regierungen, Könige, sind nicht von Gott legitimiert. Die Geschichte der Kirche ist rein weltlich.
o Verschiedene, kultivierte Nationen, unterscheiden sich wenig in der Annahme eines höheres Wesens, eines Gottes, sie unterscheiden sich jedoch sehr hinsichtlich ihrer konkreten Religionen, die alle aus einem Gemisch von weltlichen Interessen, Aberglauben und metaphysische Interessen hervorgegangen sind.
V. Wenn Gott nicht existiert…, oder die Metaphysik von Ferney (391 – 427)
(Voltaires Einstellung zur Religion als Instrument zur Herrschaftssicherung)
Texte: Le philosophe ignorant, Histoire de Jenni, Singularités de la Nature (1768)
Atheisten wie Diderot und d’Holbach, aber auch La Mettrie, waren der Ansicht, dass Leben aus toter Materie (z.B. beginnt es in abgekochter Fleischbrühe nach einiger Zeit zu leben, wie John Turberville Needham zeigte) entstehen könnte. Voltaire als Deist korrespondierte mit Spallanzani und war vom Gegenteil überzeugt. Spallanzani hatte gezeigt, dass aus der Fleischbrühe, wenn man sie erhitzt und luftdicht verschließt, nichts Lebendes mehr hervorgeht. [Das Gegenargument, dass die Lebewesen zum Entstehen Luft bräuchten, widerlegte endgültig hundert Jahre später Louis Pasteur]. Seltsamerweise konnte die eine wie die andere Seite ihre Auffassung aus den Experimenten herleiten: Wenn Leben aus der Materie spontan entstehen kann, braucht es keinen Gott, um Leben zu schaffen – dann existiert gewissermaßen ein fließender Übergang von der Materie zum Leben. Wenn andererseits dies nicht möglich ist, braucht es einen Schöpfer, da die Lebewesen, wenn sie aus Materie nicht entstehen können, sich notwendigerweise nach einem von Beginn an (von einem Schöpfer) festgelegten Bauplan entwickeln – davon war Voltaire überzeugt. Auch als Berichte über Muschelfunde in den Bergen Südamerikas erschienen, teilte er die Erklärung, dass sie aus dem Meer stammten, nicht. Dies nicht deshalb, weil man so die Arche Noah begründen könnte, sondern weil er die Vorstellung ablehnte, die Erde könnte im Laufe der Zeit aus sich selbst heraus entstanden sein. Er bestand auf einer den Urbauplan organisierenden Intelligenz.
Der mechanistische Deismus richtete sich gegen die Idee einer Evolution: die Welt sei von Anbeginn gewesen, so wie sie ist und habe sich nur wenig verändert, so auch nicht die verschiedenen Tierarten. (408). Voltaire wollte „nicht von einem Steinbutt oder Kabeljau abstammen“ (Singularités de la Nature, Chap. 18)).
In seinem Philosophe ignorant attackierte Voltaire die Atheisten um d’Holbach erneut und dessen Werk Christianisme dévoilé (entschleiertes Christentum) vertiefte den Graben um so mehr – dies obwohl angesichts zunehmender Angriffe von klerikaler Seite Einigkeit und Zusammenhalt sehr nötig gewesen wären.
Schließlich erschien das Système de la Nature von d’Holbach, ein Frontalangriff gegen den Deismus mit seinem übriggebliebenen Schöpfergott. Voltaire verteidigte seine Position in einer regelrechten Briefkampagne und musste zusehen, wie er von Seiten der Kleriker gegen die Enzyklopädisten und gegen d’Holbach eingespannt wurde. Selbst Condorcet beklagte 1777, dass Voltaire zu sehr gegen die Atheisten zu Felde gezogen sei. (398) In dieser Situation entstand das Wort Voltaires: „Wenn Gott nicht existierte, müsste man ihn erfinden“ und weiter: „und wird dein neuer Pächter, sollte er nicht an Gott glauben, dich deshalb besser bezahlen?“.
Er erkannte noch mehr:
„der besitzlose und gewalttätige Atheist, weil er sich ungestraft weiß, wäre ein Dummkopf, wenn er seinen Herren nicht umbrächte, um sich dessen Geld anzueignen“. (402) Auf diesem Gedanken gründet die Geschichte von Jenni. Für Voltaire ist die Gottesfurcht der Menschen die Garantie für die Moral ohne die eine Gesellschaft auseinanderbrechen würde.
Glaubte Voltaire selbst an das Jüngste Gericht? Er hätte dafür an die Unsterblichkeit der Seele glauben müssen, doch das tat er ganz und gar nicht. War er also doch Atheist, der die Religion nur als Opium für das Volk nützlich fand?
Voltaire bezweifelte, dass es möglich sei, die Existenz Gottes wissenschaftlich zu beweisen. Und nicht nur sie, auch die meisten anderen Dinge entziehen sich unserer Erkenntnis. Es ist keine Ausflucht, wenn er ihre Entstehung, da wir sie nicht erklären können, einem göttlichen Beschluss zuordnet, sondern ein tief empfunder Glaube an dieses eine, höchste Wesen. Vor allem gegen Ende seines Lebens hat Voltaire nach Pomeau sich diese Position, sehr nah am Christentum, zu eigen gemacht.
[Die letzten Abschnitte des Buches exzerpieren wir hier nicht, sie fügen nichts wesentlich Neues hinzu]
In seinem Schlusswort bringt Pomeau seine Überzeugung in einem Satz klar auf den Punkt: „Voltaire war von Anfang bis zum Ende dieses langen Lebens ein glühender und aggressiver Deist“ (463).
Nachwort
Pomeau setzt sich hier kurz mit fünf Gegenargumenten Theodore Bestermans (476 ff) auseinander, der in Voltaire eher einen Agnostiker als einen Deisten sieht:
1. Voltaire verschleierte seine Position angesichts der gesellschaftlichen Repression.
-> Pomeau argumentiert, die Fülle der Fundstellen beweise, dass Voltaire seine wirkliche Meinung kundgetan habe.
2. Wenn der Deismus eine Lehre ist, war Voltaire kein Deist.
-> Pomeau setzt dem entgegen, dass Voltaires ‚natürliche Religion‘ durchaus eine Lehre sei, die auf eine Philosophie und auf die Geschichte der Religion aufbaue.
3. Wenn Deismus bedeutet, an einen persönlichen Gott zu glauben, so war Voltaire kein Deist.
-> Dem setzt Pomeau einige Zitate entgegen, die das Gegenteil beweisen sollen.
4. Wenn Deismus bedeutet, dass es eine Art Beziehung zwischen dem Menschen und Gott gibt, war Voltaire kein Deist.
-> Pomeau meint, Voltaire habe ernsthaft von der Anbetung Gottes gesprochen und von dem Sich Fügen in Gottes Willen.
5. Wenn Gott die ungefähre Idee eines höheren Wesens ist, so war Voltaire Deist, aber wenn man auf diese Weise Deist ist, bedeutet es, ein Agnostiker zu sein.
-> Pomeau wirft Besterman begriffliche Unschärfe vor, der Begriff des Agnostizismus habe zu Voltaires Zeiten noch gar nicht existiert.
Diese Gegenargumente des ausgewiesenen Voltairespezialisten Theodore Besterman werden wir in unserer Gesamtinterpretation des Pomeauschen Werkes ausführlicher besprechen.