Voltaire in Vaux-le-Vicomte
Vaux-le-Vicomte war - und ist - eines der schönsten Schlösser Frankreichs. Es liegt in Melun, ganz in der Nähe von Paris und wurde vom Architekten Le Vau, dem Dekorateur Le Brun und dem Landschaftgärtner Le Nôtre, jeder ein Meister seines Fachs, für Fouquet, Finanzminister, damals der zweitmächtigste Mann Frankreichs, erbaut (1641).
Fouquet schöpfte aus dem Vollen - seine Phantasien von Macht und Schönheit, Natur und Eleganz, Luxus und Geometrie - hier in Vaux hat er sie verewigt.
Am 17.8.1661 feierte Fouquet (1615 1680) ein Einweihungsfest mit 600 Gästen, zu Ehren Ludwigs XIV. natürlich. Die Einweihungsfeiern stellten die Feste des Königs weit in den Schatten - ein grober Fehler Fouquets. Kurz danach wurde er verhaftet. Der Prozess wegen Veruntreuung von Staatsgeldern dauerte 3 Jahre und endete mit Fouquets Verurteilung zu lebenslanger Verbannung . Ludwig XIV intervenierte - es war das einzige Mal in der Geschichte der französischen Monarchie - um das Urteil zu lebenslanger Haft zu verschärfen. Das Urteil wurde vollstreckt und Fouquet blieb bis zu seinem Tode in Pignerol eingekerkert.
Für Voltaire war Vaux-le-Vicomte der Ort einer großen Liebe. Hier lebte und liebte nämlich Madame de Villars, eine lebenslustige und hochgebildete, dazu attraktive, sich ihrer Reize sehr bewusste Frau des Hochadels. Sie erkannte in Voltaire, vielleicht als erste, den großen Dichter - aber nicht den sie begehrenden jungen Mann.
Vaux-Villars - große Liebe
1719
Madame de Villars, Jeanne Angélique Roque de Varengeville (1682 - 1763) stammte aus einer begüterten Diplomatenfamilie, heiratete 1702 einen der ranghöchsten Militärs Frankreichs, den Maréchal und späteren Grafen von Villars. Sie war reich, gebildet und schön. Die erste Tugend interessierte vor allem ihren um 30 Jahre älteren Gatten, die zweite schätzte er, die dritte war ihm weniger wichtig, er interessierte sich, ebenso wie sie, eher für Männer.
Die 37 jährige Mareschallin wickelte den jungen Voltaire jedenfalls mit Leichtigkeit um den Finger, ohne ihn an sich herankommen zu lassen. Folglich war er unglücklich verliebt. Und trotzdem hat ihn in dieser misslichen Lage sein Humor, wie das folgende Gedicht zu Ehren der Frau von Villars zeigt, nicht verlassen:
Divinité que le ciel fit pour plaire,
Vous qu’il orna des charmes les plus doux,
Vous que l’Amour prend toujours pour sa mère,
Quoiqu’il sait bien que Mars est votre époux;
Qu’avec regret je me vois loin de vous!
Et quand Sully quittera ce rivage,
Où je devrais, solitaire et sauvage,
Loin de vos yeux vivre jusqu’au cercueil,
Qu’avec plaisir, peut-être trop peu sage,
J’irai chez vous, sur les bords de l’Arcueil,
Vous adresser mes voeux et mon hommage!C’est là que je dirai tout ce que vos beautés
Inspirent de tendresse à ma muse éperdue:
Les arbres de Villars en seront enchantés,
Mais vous n’en serez point émue.
N’importe: c’est assez pour moi de votre vue,
Et je suis trop heureux si jamais l’univers
Peut apprendre un jour dans mes vers
Combien pour vos amis vous êtes adorable,
Combien vous haïssez les manèges des cours,
Vos bontés, vos vertus, ce charme inexprimable
Qui, comme dans vos yeux, règne en tous vos discours
L’avenir quelque jour, en lisant cet ouvrage,
Puisqu’il est fait pour vous, en chérira les traits:
Cet auteur, dira-t-on, qui peignit tant d’attraits,
N’eut jamais d’eux pour son partage
Que de petits soupers où l’on buvait très frais;
Mais il mérita davantage.Göttliche, vom Himmel geschaffen, um zu gefallen
Ihr, die er mit zartester Anmut bekränzt,
Ihr, die Amor stets zur Mutter erwählte,
Obwohl er wohl weiß, daß Mars Ihr Gemahl ist;
Mit Bedauern sehe ich mich so weit von Ihnen,
Und wenn Sully diese Gestaden verlassen wird,
An denen ich leben muß, einsam und verlassen,
Weit von Euren Blicken, bis hin zum Grab,
Mit Vergnügen werde ich, vielleicht sehr unklug,
Zu Euch kommen, an die Ufer der Arcueil,
Um Euch meine Wünsche und meine Huldigung zu entbieten!
Da werde ich erklären, wie sehr Eure Schönheit
Meine entfesselte Muse mit Zärtlichkeit erfüllt:
Das wird die Bäume von Villars entzücken,
Ihr aber werdet empfindungslos sein.
Was soll's: mir soll es genügen, Euch zu sehen;
Und ich bin überglücklich wenn die Welt
Eines Tages durch meine Verse erfährt,
Wie sehr Ihre Freunde Sie bewundert haben,
Wie sehr Ihr die Manege des Hofes hasstet,
Wie Eure Wohtaten, Eure Tugenden, diese Unausprechliche Anmut, Eure Blicke wie
Eure Worte bestimmten.
Liest man in der Zukunft dieses Werk, wird man,
Da für Euch gemacht. jene Wesenszüge lieben:
Hat dieser Autor, wird man sagen, nun so viele Vorzüge beschrieben,
Doch niemals hatte er mehr davon für sich als
Nette Soupers wo man sehr kalte Getränke trank;
Aber verdient hätte er mehr.
Ein Besuch in Vaux (2006)
Heute ist die riesige Schlossanlage ein Tourismusmagnet - mit allen Vor- und Nachteilen. Von Paris aus recht einfach zu erreichen, man fährt nur 30 Minuten bis nach Melun, zieht es vor allem am Wochenende zahlreiche Besucher hierher. Außer den sehr gut erhaltenen Schlossräumen und dem Park gibt es ein Kutschenmuseum mit Exemplaren aus drei Jahrhunderten, hier kann man den technischen Fortschritt auf dem Gebiet des Transportes sehr gut nachvollziehen - so hatte man zum Beispiel erst Ende des 17. Jahrhundert entdeckt, dass Gespanne besser um die Kurven kommen, wenn die Vorderräder kleiner als die Hinterräder sind und weitere 100 Jahre mussten vergehen, bevor man eine einigermaßen brauchbare Federung besaß- armer Voltaire! Auch der unheimlichen Geschichte des Mannes mit der eisernen Maske (-> A.Dumas) wird Referenz erwiesen, denn es geht das Gerücht, dass es Fouquet, der Erbauer von Vaux-le-Vicomte, war, der in dunklen Verliesen, eine eiserne Maske fest um den Kopf geschmiedet, die letzten Jahre seines Lebens zubringen musste.
Bildergalerie
Zugang Schloss
Brücke
Königszimmer 1
Königszimmer 2
Königszimmer 3
Speisezimmer
Schloss Toilette
Schloss Terrasse
Park 1
Park 2
Park 3
Kutsche 1
Kutsche 2
Kutsche 3