Lucilio Vanini (1585, Taurisano – 9. Februar 1619 in Toulouse), italienischer Theologe und Naturphilosoph, wurde am 9. Februar 1619 von der katholischen Inquisition in Toulouse bestialisch hingerichtet. Sein Verbrechen: Er vertrat eine pantheistische Naturphilosophie. derzufolge Gott in und durch die Natur wirkt, sich in den materiellen und geistigen Dingen der Welt manifestiert. Eine Lehre, die von der Kirche als atheistisch und blasphemisch verurteilt wurde.
Die Verurteilung Vaninis ist für Voltaire ein Jusitzmord, ein Beispiel der grausamen Verfolgungsbereitschaft des Christentums überhaupt. Er widmet Vanini und seinem schrecklichen Schicksal eine längere Passage in dem Artikel ‚Athée-Atheisme‘ des Philosophischen Taschenwörterbuchs, ein ganzes Kapitel in seinen Briefen über Rabelais und kommt in seiner Korrespondenz immer wieder auf diesen Fall zu sprechen. Vanini gehört für ihn zum Kreis der „Märtyrer der Aufklärung“, deren Namen er immer wieder erwähnt. In seinen Äußerungen zu Vanini unterläßt es Voltaire niemals, darauf hinzuweisen, dass er kein Atheist war, dass man ihn nicht deshalb, sondern wegen eines konstruierten Vorwurfs verurteilte, vielleicht wegen einer Intrige, oder weil er zuhause eine lebende Kröte im Aquarium hielt. Man sieht: Voltaire wollte aus Sicherheitsgründen mit den Lehren Vaninis, denen er teilweise sehr nahestand, nicht zu sehr in Verbindung gebracht werden.
Antiklerikales Engagement
Voltaire kämpfte gegen die Kirchen der Offenbarungsreligionen, insbesondere gegen die des Christentums. Er war einer der Wenigen, die eine Liste mit den Namen der Märtyrer der Aufklärung führte: Vanini, Morin, Barneveldt, Servet, Jean Hus, Spinoza, Savanarola, Thomas Morus, Anne du Bourg, Gaufridi, Maréchal d’Ancre.
Predigt des Rabbi Akib
Voltaire: Sermon du rabbin Akib, prononcé à Smyrne le 20 Novembre 1761 (traduit de l’Hebreu) – Die Predigt des Rabbi Akib –
Der Text Voltaires bezieht sich auf ein Autodafé in Lissabon, das bis jetzt allerdings nicht nachgewiesen wurde. Er hat es auch in seinem Gedicht über das Erdbeben in Lissabon erwähnt…
„Predigt des Rabbi Akib“ weiterlesenVoltaire und Michel Servet, am 27.10.1553 auf Befehl Calvins lebendig verbrannt
An etlichen Stellen seines Werkes und in seiner Korrespondenz bezieht sich Voltaire auf den Ketzerprozess gegen Michel Servet, den der fanatische Calvin 1553 gegen Servet veranstalten ließ. Die grausame und unmenschliche Art der Hinrichtung Servets war für Voltaire eine unfassbare Greueltat. Er bringt das in dem Entrüstungsschrei eines zur Hälfte verbrannten Gespenstes zum Ausdruck, mit dem es Calvin schuldig spricht: „Monster, abscheuliches Monster, erzittere! erkenne in mir Servet, den du durch die grausamste aller Hinrichtungen vernichten ließt, nur weil er gegen dich die Ansicht vertrat, dass drei Personen nicht ein und dieselbe sein können“ (Artikel Dogmes‚, Dictionnaire Philosophique 1765 V).
Auch widmet er Servet, dem Opfer des religiösen Hasses Calvins, ein eigenes Kapitel in seiner Geschichte der Sitten der Nationen (Kap. 134: Servet und Calvin). In Genf, wo Voltaire von 1755 – 1760 wohnte, hat er sich mit der Erinnerung an diesen Fall religiösen Fanatismus keine Freunde gemacht.
(siehe dazu ausführlicher (pdf in frz. Sprache): Le supplice de Servet : Voltaire historien et les droits de la personne von James Forsythe MacLean, 1991 in: Man and Nature / L’homme et la nature, 10, 113–120 )