Philipp Blom, Böse Philosophen, Ein Salon in Paris und das vergessene Erbe der Aufklärung, München: dtv 2013, 400 S.

Blom

(Erstausgabe Hanser 2011)
Ein Autor, der schon im Prolog (S.17) mit dem Satz aufwartet: “Voltaires … Gedanken bestehen aus nicht viel mehr als gesundem Menschenverstand, mit viel Witz auf Hochglanz poliert, während seine politischen Kampagnen und seine Positionierung ihn als gerissenen, mit allen Wassern gewaschenen Politprofi zeigen, dem letztendlich nichts wichtiger war als die eigene Reputation und das eigene beträchtliche Vermögen“ wird von unserer Seite – wen wird das erstaunen – kaum Sympathie erwarten dürfen: Hat er von Voltaire nichts gelesen? Alles nur abgeschrieben?

Oder wie anders ist es zu erklären, daß Blom seine Helden d’Holbach und Diderot über alles lobt und schätzt, deren Werk und Schaffen in den freundlichsten Tönen überschwänglich lobt, aber die Hauptfigur der Aufklärung, Voltaire, auf den d’Holbach und Diderot aufbauen und den Diderot in seinen Briefen immer mit ‚Meister’ anredet, unter Verwendung der gängigsten Klischees in Bausch und Bogen verdammt?

Wenn wir aufhören, Voltaire zu ehren,
sind wir für die Freiheit nichts mehr wert.
(Will Durant)

1. Voltaires Kampf gegen das Mittelalter – und Bloms Ärger.

Der angebissene Apfel weist den Weg, die Rede von Voltaires „politischen Kampagnen“ und von seiner „Positionierung“, die dem sonst so blumigen Blom kein Adjektiv wert ist. Dieses Adjektiv heißt aber ‚antiklerikal’ und ist der Schlüssel zum Verständnis dieser neuesten Variante, das Erbe Voltaires zu beschmutzen, das in nichts weniger als in dem Bewusstsein besteht, daß persönliche Freiheitsrechte nicht umsonst zu haben sind und ohne vernetzte Gegenwehr untergehen, wobei die Gegner damals wie heute mit einem sehr gut organisierten Lügenkartell an der Errichtung einer herdenartigen Schafsgesellschaft arbeiten.

Da an der Charakterisierung des Kreises um Baron d’Holbach wenig auszusetzen ist (ja, diese Abschnitte sind lesenswert) wenn es nicht gerade um deren ‚Positionierung’ geht, die der Autor sorgsam camoufliert, soll es im Folgenden hauptsächlich um die Blomschen Angriffe auf Voltaire gehen, aus denen man die finsteren Ziele dieses Tarnkappenbombers erschließen kann.

Doch zunächst trotz alledem noch ein Wort zur antiklerikalen Position Diderots. Als Voltaire ihm am 25. September 1762 vom Angebot der Zarin Katharina II berichtet, die in Frankreich verbotene Enzyklopädie in Russland drucken zu lassen, beendet er seinen Brief folgendermaßen: „ich empfehle Ihnen die Niederträchtige, man muß sie bei allen anständigen Leuten ausrotten und sie der – großen oder kleinen – Kanaille überlassen, für die ist sie gemacht. Ich verehre Sie ebenso, wie ich jene hasse.“ Diderot antwortete: „An unseren Brüdern gefällt mir, daß sie stärker noch als Haß und Verachtung für die Niederträchtige – wie Sie es nennen – die Liebe zur Tugend eint, das Gefühl, Gutes zu tun und der Gefallen am Wahren, Guten und Schönen. … Es genügt nicht, mehr zu wissen als unsere Feinde, wir müssen ihnen zeigen, daß wir bessere [Menschen] sind…“ (zit. nach Lepape, Diderot, S. 301). In diesem kurzen Dialog ist die genaue Demarkationslinie zwischen einem gegen die Kirche, die mächtigste Institution seiner Zeit, kämpfenden Voltaire und einem sich in entwürdigenden Ehekämpfen verschleißenden Diderot zu sehen, der auf eine Veränderung durch die Kraft des positiven Beispiels hoffte und vor dem Haß auf die Kirche ganz offensichtlich zurückschreckte. Diderot war zwar auf dem Weg zu einer materialistischen Vernunft nicht wie Voltaire bei der Vorstellung eines Uhrmachergottes als Weltkonstrukteur stehen geblieben, sondern bis zum vollendeten Atheismus vorangeschritten, er verstand aber nicht, daß man die Mächte der Finsternis keineswegs durch bloßes Vorzeigen einer leuchtenden Laterne dazu bewegen kann, an der Kordel zu ziehen, um den Vorhang ein wenig zu lüften – lieber erdrosseln sie damit, wenn sie können, den Lampenträger selber – und in diesem Wissen war ihm Voltaire, der die Mächtigen aus nächster Nähe persönlich kannte, meilenweit überlegen.

Zum Zeitpunkt dieses Briefwechsels war der protestantische Tuchhändler Jean Calas bereits ein halbes Jahr tot (im Auftrag der Kirche ohne jeden Beweis verurteilt und gerädert, angeblich soll er seinen Sohn ermordet haben, um ihn am Übertritt zum Katholizismus zu hindern) und Voltaires Kampagne zur Wiederaufnahme des Prozesses und Rehabilitierung von Jean Calas und zur Befreiung der Witwe und der Kinder aus den Klauen der mittelalterlichen Justiz war in vollem Gange. Sehen wir, wie sich Philipp Blom zu dieser Kampagne, die immerhin ganz Europa bewegte und die der Inquisition einen schweren Schlag versetzt hat, am Ende die Aufklärung selbst rettete, äußert (S.271). Zunächst verquickt er den Fall des offenbar geistesgestörten Königsattentäters Damiens mit denen der Inquisitionsopfer Calas und Chevalier de la Barre, den er – zynisch genug – als ‚glücklos’ apostrophiert.Indem er also den beiden Opfern der Inquisition den des geistgestörten Königsattentäters Damiens beistellt, lenkt Blom von den eindeutig gegen die Kirche und die von ihr beeinflusste Mittelalterjustiz gerichteten Zielen der engagierten Kampagnen Voltaires ab, um sie anschließend zu disqualifizieren, indem er behauptet, sie hätten den Opfern nichts geholfen. Ganz abgesehen davon, daß Voltaires Kampagnen, mit denen er erstmals eine europäische Gegenöffentlichkeit geschaffen hat, zumindest den Angehörigen durchaus eine Hilfe waren, denn die Mitglieder der Familie Calas wurden freigesprochen, sogar entschädigt und der Freund und Mitangeklagte des Chevaliers de la Barre, d’Etallonde, fand auf Vermittlung Voltaires in Preußen Schutz, die Familie Sirven – kein Wort davon bei Blom – fand bei ihm selbst Unterschlupf und wurde freigesprochen, Frau Monbaillys Leben konnte gerettet werden, etliche zu langjährigen Galeerenstrafen verurteilte Protestanten wurden durch Voltaire befreit; ganz abgesehen also von alldem haben die zäh geführten Kampagnen, die mit einem juristischen Sieg Voltaires auf ganzer Linie endeten, in späteren Zeiten unzähligen Menschen das Leben gerettet, weil sich die Kirche nicht mehr traute, ähnliche Terrorurteile durchzudrücken: Jean Calas war der letzte protestantische Märtyrer in Frankreich. Mit der Rehabilitierung von Jean Calas fügte Voltaire dem südfranzösischen Parlament eine entscheidende Niederlage bei, von der es sich später genauso wenig erholte wie die erzkatholischen Kräfte um den Antreiber in Paris, den despotischen königlichen Hausminister Saint Florentin. Voltaire ist es zu verdanken, daß, indem er die Bedeutung des Falles Calas erkannte und Gegenmaßnahmen ergriff, ein drohender Exodus der Aufklärung in Frankreich verhindert wurde. Nach der Rehabilitierung trat in ganz Frankreich eine Phase der Toleranz gegen die Protestanten ein, wie es sie seit der Aufhebung des Ediktes von Nantes nicht mehr gegeben hatte, die Gefahr für die Aufklärer allerdings war erst nach Voltaires Sieg im Fall Sirven am 25.11.1771 endgültig vorüber.[1] 

Für Blom sind solche Zusammenhänge scheinbar nichts als böhmische Dörfer, er handelt den für die Befreiung von der Inquisition so zentralen Fall Calas (sein Name fehlt bei Blom sogar im Personenregister) mit einem einzigen bösartigen Satz ab und wertet die Änderung in der europäischen Rechtsprechung lieber als Folge einer Buchveröffentlichung, nämliche des 1764 erschienen (durchaus bedeutenden) Über Verbrechen und Strafen von Cesare Beccaria. Je mehr man in Die bösen Philosophen liest, desto stärker verdichtet sich der Eindruck, daß Herr Blom daran arbeitet, den antiklerikalen Hassschwerpunkt der Aufklärung zu eliminieren. Stattdessen rückt er auf seltsame Weise (eine Begriffsverschiebung) die Einstellung der Aufklärer zur Sexualität in den Mittelpunkt des Interesses, was ihm viel Gelegenheit bietet, Klatsch und Tratsch zu verbreiten.

Daß es Blom um diese Begriffsverschiebung geht, kommt auch in dem kurzen Lebensabriss, den er von Voltaire gibt (S.39 f), zum Ausdruck. Dort mokiert er sich darüber, daß Voltaire es als schreiendes Unrecht empfand, daß die katholische Kirche der berühmten Schauspielerin Adrienne Lecouvreur ein ordentliches Begräbnis verweigerte. Man hatte ihren Leichnam in irgendein Loch am Ufer der Seine geworfen. Blom: dieses Begräbnis wurde ihr „mit Hinweis auf ihren tatsächlich nicht sehr christlichen Lebenswandel“ verweigert! Und mit ironischem Unterton zu Voltaires Empörung: „seine Reputation als Präzeptor aller liberalen Geister war gefestigt“ – darum soll es ihm also gegangen sein! Und weiter: „Voltaire [war] alles andere als ein geborener Revoluzzer,…seine Religionskritik beschränkte sich auf Angriffe gegen offensichtlichen Aberglauben… und seine Angriffe auf die Mächtigen wurden im Laufe der Jahre immer milder.(S.39)“ Nur: das Gegenteil ist der Fall. Voltaires Angriffe richteten sich nicht so sehr gegen die Religion, sondern gegen die mächtige Kirche und seine Angriffe auf diese Mächtige wurden im Laufe seines Lebens immer entschiedener. Wieder hat Blom das Kirchenthema umgangen, um sich sogleich einem anderen Thema zu widmen, das angeblich viel wichtiger war als Voltaires Schriften, die „kaum über einen kleinen Zirkel von Gebildeten hinausreichten“: nämlich die Hugenottenverfolgung. Ausgerechnet die Hugenottenverfolgung, deren prominentestes Opfer, Jean Calas, Blom gerade einmal mit einem Satz erwähnt – wohl, weil er bei Calas die Leistung Voltaires hätte hervorheben müssen, den das französische Volk nicht von ungefähr ‚l’homme aux Calas’ nannte. Dementsprechend knapp fällt seine Behandlung dieses Themas dann auch aus,um schnell zur Jansenistendebatte weiterzuspringen. Er beschränkt es auf das Thema der Auswanderung, obwohl er doch sicher weiß, daß Tausende diesem religiösen Verfolgungswahn zum Opfer gefallen sind: noch am Vorabend der Verhandlungen gegen Jean Calas wurde in Toulouse der vom gleichen Gericht verurteilte protestantische Pfarrer Rochette wegen Ausübung seiner Religion als Märtyrer erhängt.

2. Voltaire, ein minderwertiger Aufklärer ?

Hatte Blom bereits Beccaria benutzt, um ihn Voltaire entgegenzustellen, stößt man, wenn es um Diderot geht, erneut auf Bloms perfides Spiel, Voltaire gegen andere Aufklärer auszuspielen („gemäßigte Aufklärung“ gegen „radikale Aufklärung“, auf Seiten letzterer sich Blom selbst angesiedelt wähnt).

Als Diderot aus der Haft entlassen wurde, musste ihm ausgerechnet Voltaire (Blom: „Der alte Hexenmeister“???) zur Freilassung gratulieren (zwar nicht aus dem Schweizer Exil, wie Blom meint – einer von zahlreichen Fehlern in seinem Buch – , denn am 21.Oktober 1749 war Voltaire noch in Paris, danach in Berlin und erst später in Genf), was Blom ärgert und zu der Bemerkung veranlasst, Diderot habe das gar nicht gefreut, da er Voltaire im Verdacht gehabt habe, „ein doppeltes Spiel zu spielen“. Wer es nicht weiß: der Verdacht, wenn er überhaupt bestanden hat, war unbegründet. Voltaire hat sich hinter den Kulissen für die Freilassung Diderots und für Hafterleichterungen eingesetzt. Der Blomsche Verdacht geht aber zurück auf den des Le MondeJournalisten Pierre Lepape, der in seiner Diderotbiographie annimmt, Voltaire habe aus Angst, die Führung über die Gruppe der Philosophen zu verlieren, beim Kampf gegen das Verbot der Enzyklopädie den Interessen Diderots zuwidergehandelt. Obwohl er ihr so manches nachredet, erwähnt Blom die Diderot-Biographie Lepapes in seiner kurzen Bibliographie natürlich nicht. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt…

Und weiter geht es bei Blom mit den antivoltairianischen Tiraden, diesmal ausführlich zur Veröffentlichung des Testaments des Abbé Mesliers – ein Manifest des Atheismus und Materialismus – durch Voltaire.

Das Testament konnte in Frankreich nicht erscheinen und zirkulierte in handgeschriebenen Kopien, trotzdem soll es (in welcher Version?) laut Blom zu einer Art Bibel des gebildeten Widerstands gegen die Kirche geworden sein. Voltaire aber habe das Werk mit seiner Veröffentlichung schrecklich verstümmelt, „kastriert“: Voltaire hatte „aus der fulminanten Polemik ein mildes, deistisches Traktat gemacht, das sich gegen kirchlichen Machtmissbrauch und übertriebenen Aberglauben“ richtete. Er habe das getan, um zu verhindern, daß es ein anderer unverfälscht herausbringt. Voltaires Version habe „keine Angriffe auf das Christentum selbst enthalten, keinen Aufruf zum Widerstand gegen den Adel, keine utopischen Träume einer gerechten Gesellschaft…“(S.122/123). Kurz: Blom wirft Voltaire vor, daß er mit der Veröffentlichung des Testaments keinen Selbstmord begehen wollte.
Anschließend behauptet Blom, er wolle das radikale Testament Mesliers (dessen Text bis zur vollständigen, ungekürzten Veröffentlichung im Jahr 1864 nur durch Voltaires kleine Schrift bekannt war) nun mit den Anschauungen Voltaires vergleichen, man erwartet Aufschlussreiches. Doch zu einem Vergleich kommt es nicht. Es geht – wieder einmal – zunächst um Voltaires Reichtum und seine guten Beziehungen zum Adel, worauf dann ein Vorwurf kommt, der ungefähr so lautet: Voltaire war kein Atheist, er hat den Atheismus sogar für gefährlich gehalten und gemeint, für das niedere Volk brauche man die Religion. Diderots und d’Holbachs zunehmend atheistische Positionen und ihre zunehmende Bekanntheit hätten Voltaire veranlasst, sich von der Rue Royale (d’Holbachs Wohnsitz) zu distanzieren.

3. Voltaire, ein enttäuschter Anführer ?

Die Behauptung, Voltaire habe um seine Führungsposition gefürchtet, ist, wie bereits erwähnt, dem Werk von Lepape (insbes. S. 226f) entnommen. Lepape will damit erklären, weshalb Voltaire den Enzyklopädisten angesichts zunehmender Bedrohung im Jahr 1758 zur Einstellung des Werkes bzw. zur Publikation im Ausland geraten hat. Wenn aber Diderot im Nachhinein selbst einräumt, daß die Enzyklopädie aus Furcht vor der Zensur arg verstümmelt wurde, oft ohne sein Wissen noch ganz kurz vor der Drucklegung, kommt dem Argument Voltaires doch eine ganz andere Bedeutung zu. Er kannte seine Pappenheimer, die französischen Drucker, gut genug und wusste, daß sie zur Rettung ihres Geschäfts zu jedem Kompromiss mit der Kirche bereit waren. Leider glaubte Diderot moralisch verpflichtet zu sein, aus Rücksicht auf die Mitarbeiter und seine Geschäftspartner das Projekt der Enzyklopädie nicht abbrechen oder ins Ausland verlagern zu dürfen. Voltaire ging es im Fall der Enzyklopädie jedoch um mehr, er wollte die Stoßkraft dieser Waffe erhalten und fand, ein verstümmeltes Werk sei für die Sache der Aufklärung schädlicher als ein verbotenes oder ein in St. Petersburg erscheinendes. Als die Enzyklopädie schließlich am 21. Januar 1759 tatsächlich verboten wurde und sich Diderot gemeinsam mit seinen Verlegern für die Weiterarbeit an einer, insgeheim geduldeten, aber entschärften Version entschloss, gab Voltaire das Projekt auf und verfolgte eine andere Strategie, er erarbeite sein eigenes, entschieden antichristliches Wörterbuch (Dictionnaire philosophique portatif, 1765) und organisierte eine kritische und handlungsfähige Gegenöffentlichkeit. Im Alter von 65 Jahren begann er die Phase seines entschieden antiklerikalen Kampfes einzuläuten.

Daß die Behauptung vom ‚enttäuschten Führer’ in Bezug auf Voltaires Haltung zur Enzyklopädie auf sehr wackligen Füssen steht, muß auch Blom gespürt haben, sonst hätte er nicht die Besprechung von d’Holbachs Le Christianisme dévoilé (Das entschleierte Christentum) benutzt, um die gleiche Weise erneut anzustimmen. Wieder behauptet er, Voltaire habe es nicht verkraften können, daß andere, eben Diderot und d’Holbach mit ihren radikaleren Positionen, wie sie im entschleierten Christentum zum Ausdruck kommen, die Führung der Aufklärungsbewegung übernommen hätten. Deshalb, und weil er „seine lukrativen Geschäfte nicht gefährden wollte“ (S.146), habe er sich von dem Werk distanziert.
Le Christianisme dévoilé erschien 1761, im selben Jahr, in dem Jean Calas zum Tode verurteilt wurde, eine weitere Auflage im Jahr 1766, als man den Chevaliers de La Barre wegen Gotteslästerung auf dem Scheiterhaufen verbrannte und in dem man Voltaire wegen einer despektierlichen Äußerung über ein Kruzifix („Räumt mir diesen Galgen aus dem Weg“) denunziert hatte und ihn in Ferney vor Gericht stellen wollte. Blom berichtet selbst vom Fall eines Buchhändlers, der 1768 mit seiner Frau und seinem Gehilfen wegen des Besitzes zweier Exemplare dieses Werkes öffentlich ausgepeitscht und gebrandmarkt wurde. Man verurteilte ihn zu 5 Jahren Galeere, seinen Gehilfen zu 9 Jahren – wenn sie wirklich dort gelandet sind, werden sie es kaum überlebt haben. Seine Frau aber wurde lebenslänglich ins Irrenhaus gesteckt. Über solche Fälle huscht Blom flink hinweg, um sich dafür der Belustigung und Freude Diderots zu widmen, daß niemand die Identität des Autors herausbekam. Er kommt nicht auf die Idee, daß die Lage für Voltaire außerordentlich gefährlich war und er sich deshalb von dem Werk in aller Deutlichkeit distanzierte, wie zum Beispiel in seinem Brief vom 12. Dezember 1766 an eine Freundin (und nicht an einen Freund, wie Blom meint). Voltaire muß die Gefahr, in der er und die anderen Aufklärer schwebten, als sehr real eingeschätzt haben, sonst hätte er nicht erwogen, nach Preußen (Neuchatel) zu fliehen, um später in Kleve-Moyland eine Art Gelehrtenkolonie einzurichten, ein Plan, der an Friedrich II restriktiver Haltung scheiterte. Solche Zusammenhänge interessieren einen Historiker wie Blom nicht, er feiert stattdessen (S.147), daß sich durch das unterdrückte Buch „ein Netzwerk des Unglaubens … über ganz Europa auszubreiten begann“. 
Abschließend behauptet Blom gegen besseres Wissen (es überprüft ja ohnehin niemand!), Voltaires persönliches Exemplar des ‚entschleiertes Christentum’ sei „in den Randspalten voller wütender Kommentare“, man kann diese Lüge entlarven, die Kommentare wurden veröffentlicht: in der Voltaire-Gesamtausgabe von Louis Moland (Bd.31, S.129 ff).

Als nächstes entschließt sich Blom, am Faden seiner Legende von einem Voltaire, der Diderot und d’Holbach schaden will, weiterzuspinnen. Es geht dabei um den Artikel ‚Genf’ von d’Alembert , der im siebten Band der Enzyklopädie 1757, also zwei Jahre vor ihrem Verbot, erschienen war und in den calvinistischen Kreisen Genfs empörtes Aufsehen erregte. Voltaire habe d’Alembert zu diesem Text angestiftet, der ohne ‚politisches Gespür und menschliches Feingefühl’, die Genfer lobte, aber auch einige Kritik enthielt, so zum Beispiel an der in Genf üblichen Unterdrückung des Theaters. Blom findet den Text ‚ausgesprochen hochnäsig’, was er keinesfalls ist, man kann ihn sogar in deutscher Übersetzung in dem Sammelband von Texten der Enzyklopädie, der bei Greno erschienen ist, nachlesen.[4] Blom aber ist der Ansicht, der Artikel hätte in dieser Form nie erscheinen dürfen, da er die Enzyklopädie gefährdete. Man hätte das Theaterverbot nicht kritisieren sollen, die Kirchenmusik nicht und auch die theologischen Verhältnisse nicht so darstellen dürfen, wie sie waren. Ein ‚kastrierter’ Artikel hätte also erscheinen sollen, und zwar aus politischer Rücksicht. Blom fordert hier also genau das, was er Voltaire bei Mesliers (dort zu Unrecht) vorwirft! Voltaire aber, der das alles eingefädelt habe, weil er „sich dafür rächen wollte, daß seine eigenen Stücke in Genf niemals aufgeführt wurden“ (167) beobachtete laut Blom „mit größtem Amüsement die allgemeine Verwirrung, die er gestiftet hatte“. Wie war es wirklich?

Voltaire hatte seine Theaterstücke mit großem Zuspruch der Genfer in seinen eigenen vier Wänden aufgeführt, dies war ihm vom Rat der Stadt 1755 verboten worden, deshalb wollte er dieses Verbot zu Fall zu bringen – und vertrat dabei die Interessen des aufgeklärten Genfer Bürgertums. Unweigerlich kommt Blom wieder mit seiner Unterstellung, Voltaire sei es dabei um sein Geld gegangen, er habe das Theaterverbot zu Fall bringen wollen, meint er, weil das‚ „potentiell auch sehr lukrativ sein konnte.“ Man sollte wissen: Voltaire war damals finanziell absolut unabhängig, seine Aufführungen waren für die geladenen Gäste umsonst und oft mit einem opulenten Mal verbunden. Wer sich im übrigen ein objektives Bild über die Verhältnisse in der Stadt Genf und die Vorgänge um den Artikel d’Alemberts machen will, lese das Kapitel „Genf“ in Will und Ariel Durant, Kulturgeschichte der Menschheit, Bd 14, Das Zeitalter Voltaires.

Um aber das angeblich doppelte Spiel Voltaires doch noch zu belegen, montiert Blom Solidaritätsbekundungen Voltaires an Diderot und d’Alembert anläßlich des scharf antiaufklärerischen Theaterstücks Les Philosphes von A.M. Palissot mit einem Zitat aus einem Brief an Palissot, einem alten Bekannten Voltaires aus seinem Lothringer Exil, mit dem er freundlich korrespondierte, weil dieser ihn an die alte Zeit in Cirey erinnerte. Als aber Palissot am 2. Mai 1760 sein bösartiges Stück Les Philosophes gegen die Aufklärer in Paris auf die Bühne brachte, stellte sich Voltaire klar auf die Seite der Enzyklopädisten. Das kann man in seinem mehrseitigen, kritischen Brief an Palissot vom 4.Juni 1760 und allen Briefen danach einfach überprüfen. Blom dagegen bringt ein Zitat aus einem Brief, den Voltaire am 12. Januar 1758, also zwei Jahre vor Les Philosophes, geschrieben hatte. Wer bis zu diesem Punkt noch an Zufall, Uninformiertheit, Fehler Bloms geglaubt hat, wird spätestens jetzt einsehen müssen, daß er systematisch daran arbeitet, das Bild, das wir von Voltaires haben, zu beschmutzen, obwohl er sehr wohl weiß, daß sich Voltaire auch öffentlich in seinem Text Le pauvre diable (1760) und in seinem Theaterstück l’Ecossaise (1760) klar auf die Seite Diderots gestellt hat.

4. Voltaire, ein Zyniker?

Nachdem er die antiklerikalen Schriften Voltaires gebührend vernachlässigt und dessen bis heute beispielhaftes Engagement für die Opfer der Inquisition als von selbstsüchtigen Interessen geleitet, im besten Falle aber nutzlos vorgeführt hat, braucht Blom, um ihn vollkommen zu entstellen, nur noch jene Schriften Voltaires in den Vordergrund zu rücken, in denen er die Zweckmäßigkeit der Religion zur Ruhigstellung des Volkes und die Wahrscheinlichkeit eines intelligenten Schöpfergottes vertritt. 

Als Beleg für die scheinbar zynische Position Voltaires, die Religion als moralische Bremse gegen Aufstand und Unmoral des Volkes anzusehen, zitiert Blom aus Peter Gays The Enlightenment [2], dabei kann er weder diesen Text, noch den von Voltaire gelesen haben, er hätte sonst bemerkt, daß Peter Gay unmittelbar auf dieses Zitat zum gegenteiligen Schluß, Voltaires Beziehung zu Diderot betreffend, kommt: „but in the 1760s, … Voltaire went beyond this position to approach the categorical stand of Holbach and Diderot. (S. 527)”. Und das Voltaire-Zitat selbst stammt aus einem Text von 1768, einem Gespräch dreier Personen, die das Thema diskutieren, ob eine atheistische Gesellschaft Bestand haben könnte. Einer der Gesprächspartner äußert: „Je veux que mon procureur, mon tailleur, mes valets, ma femme même, croient en Dieu; et je m’imagine que j’en serai moins volé et moins cocu.“ (A.B.C, 17. Gespräch), auf deutsch: „Ich wünsche, daß mein Anwalt, mein Schneider, meine Diener, ja selbst meine Frau an Gott glauben, und ich bilde mir ein, daß ich dann weniger bestohlen und weniger gehörnt würde“). C antwortet darauf, er kenne mindestens zwanzig Gläubige, die ihrem Ehemann untreu seien. A erwidert: „ Ja wären sie denn treuer, wenn sie Atheistinnen wären?“. Diese lockere Einstellung wird bei der katholischen Kirche wohl kaum Gefallen finden, wer’s nicht glaubt, frage einen Priester, ersatzweise Phillip Blom, der wohl die Bemerkung des Voltaire Biographen Pomeau über dieses Zitat auch nicht gelesen haben dürfte: „oft zitiert, aber verfälscht, in dem man es aus dem Zusammenhang reißt“[3].

Zumindest läßt sich festhalten, daß Voltaire seinen Lesern an solchen Stellen ermöglicht – und es ist nicht die einzige in seinem Werk -, die Funktion der Religion zu erkennen, was heute wie damals keineswegs selbstverständlich ist. Wer im 18. Jahrhundert diese Erkenntnis öffentlich äußerte, unternahm eine Gratwanderung zwischen Verbannung und Scheiterhaufen. Blom nennt dies Zynismus, Voltaire aber wählte die Verbannung.
Sodann benutzt Blom die Ereignisse um das Erscheinen von d’Holbachs materialistischem und atheistischen Werk Système de la nature im Jahr 1770, auf das Voltaire mit seinem Dieu, réponse au Système de la Nature antwortete. Blom beginnt in gewohnter Manier, indem er eine Bemerkung Voltaires kolportiert, die dieser in einem Brief an seinen Vertrauten Thieriot geäußert hat. Dort bezeichnet er das System der Natur in der Tat als ‚schreckliches Buch, das viel Schaden anrichten kann’ (D16569, 8. August 1770). Er sagt das allerdings in Zusammenhang mit seiner Befürchtung, daß die Zensur nach dem Erscheinen des System der Natur jetzt verstärkt Unterdrückungsmaßnahmen durchführt – davon erfährt der Leser nichts – Blom zitiert ja auch aus der Sekundärliteratur, wie soll er wissen, in welchem Zusammenhang Voltaires Äußerung steht? Voltaire versuchte mit seiner Erwiderungsschrift die Wogen zu glätten, sie war eine klare Distanzierung von d’Holbach, wenn auch ihr Inhalt so wenig überzeugte, daß man sie am 18. August 1770 gleichzeitig mit dem System der Natur auf dem Scheiterhaufen verbrennen ließ. Davon erfährt man bei Blom wiederum nichts, stattdessen weiß er zu berichten, daß d’Holbach in einem Gespräch Voltaire als‚ neidisch und gemein’ tituliert habe und zitiert Voltaires hintersinnigen Ausspruch, man müsse vollkommen wahnsinnig sein, „nicht die Existenz einer großen Intelligenz zuzugeben, wenn die eigene so klein ist“. Ob diese und ähnliche Äußerungen wirklich Voltaires Meinung waren, ob hintersinnig-doppeldeutig formuliert, reine Taktik, wie Theodor Bestermann, der bedeutendste Voltaireforscher und Biograph unserer Zeit, meint, ist schwer zu entscheiden. Für beide Positionen gibt es gute Gründe, allerdings gibt es keine dafür, Voltaire in die Nähe von religiösen Fanatikern zu rücken, wie es Blom hier versucht (insbesondere auf S. 204 unten).

Wenn es dann um die wirklichen Fanatiker geht, wie die Schreckensrichter im Fall des Chevalier de la Barre, wandelt sich Bloms Gehässigkeit und er lässt Milde walten, meint ohne jegliche Ironie, die Folter mit Beinezerquetschen habe der Wahrheitsfindung gegolten. De la Barre habe sich vor Gericht falsch verhalten und Voltaire? Er habe einen Brief an Beccaria geschrieben und „polemisierte wütend gegen die brutalen Hinrichtungsmethoden und die Macht des Aberglaubens und seine progressiven Leser nickten voller Zustimmung – den Chevalier de la Barre freilich konnte auch das nicht retten“(309) – die fiese Gehässigkeit Bloms dringt ihm hier buchstäblich aus jeder Pore.
Beim französischen Historiker Max Gallo, der dem Fall de la Barre ein ganzes Buch[5] gewidmet hat, heißt es dagegen, was die Aktivitäten Voltaires betrifft: „Inzwischen ist in Voltaires Korrespondenz fast täglich von der Affäre die Rede. Und diese in ganz Frankreich verbreiteten, in allen Hauptstädten Europas gelesenen Briefe wirkten nachdrücklich auf die Bildung einer öffentlichen Meinung hin, die das dem Chevalier widerfahrene Unrecht verdammt“ (S. 336). Voltaire hat von dem Todesurteil gegen la Barre erst am Tage von dessen Hinrichtung, am 1 Juli 1766 erfahren, er hatte bald klare Hinweise darauf, daß das Urteil nur der Beginn einer Kampagne gegen die Aufklärung und ihre Vertreter war. Voltaire setzte alle Hebel in Bewegung, mobilisierte alle seine Beziehungen, organisierte einen Fluchtplan für alle Philosophen, zog sich selbst in die Schweiz zurück. Er formulierte einen Gegenangriff nach dem anderen, jeder einzelne ein Aufschrei gegen das Unrecht, das man dem Chevalier de la Barre angetan hatte. Und Diderot? Er verfügte, weiß Blom, nur „über wenige Verbindungen zum Hofe (er hatte jegliche Anbiederung immer abgelehnt)“, und also? Er wandte sich an Voltaire – in Blomscher Diktion: ‚Jetzt versorgte er den Patriarchen der Aufklärung in seinem Exil mit Informationen über den Fall“!

An dieser Stelle sei ein Satz zitiert, der zeigt, woher, gleichgültig ob die Behauptung auf Diderot zutrifft, oder nicht, bei Blom der Wind weht und woher seine Begeisterung für Diderot und umgekehrt seine gefühlsgesteuerten Attacken auf Voltaires kommen: „Was Diderot von vielen Denkern der Aufklärung unterscheidet, ist die Tatsache, daß er ein völlig vernunftbestimmtes Leben weder als möglich noch als wünschenswert ansah“ (297).

5. Blom, ein Chamäleon (Tarnkappenbomber).

Blom ist ein dunkel eingefärbtes Chamäleon, er findet an Diderot nur gut, was ihm einen Ansatzpunkt für seine antiaufklärerische und vernunftfeindliche Grundhaltung bietet. Im Nachwort kommt diese tendenziöse Grundhaltung dann auch ganz offen zum Ausdruck: „Obwohl die Logik der rationalistischen, deistischen und gemäßigten Aufklärung [womit Voltaire gemeint ist] nicht notwendigerweise zur Selektionsrampe von Auschwitz führt, so hatte sie doch die unzweifelhafte Tendenz, nach der Menschen kaum mehr sind als neutrale Elemente in einem allmächtigen System“. Voltaire ist zwar nicht am Holocaust schuld, so weit will sich Blom nicht aus dem Fenster lehnen, aber den kalten, wissenschaftsgesteuerten Kapitalismus, der die Menschen so sehr entfremdet von ihrer Gefühlswelt und von ihrer Sexualität, den hat er schon herbeigeführt. 

Statt inhaltlich darauf zu entgegnen, sei dazu Voltaire zitiert: „Es gibt wenig Menschen, die einen Hahn dauerhaft für ein Pferd halten, oder einen Nachttopf für ein Haus. Warum trifft man dann so oft auf Denker, die, ansonsten ganz normal, sich bei wichtigen Dingen so komplett irregeleitet verhalten?“

Blom schreibt scheinbar aus der Perspektive eines Atheisten mit Sympathie für die Aufklärung in der Ausrichtung d’Holbachs und Diderots. Seine Zuneigung zu diesen beiden erkauft er sich aber durch eine vehement geäußerte Opposition gegen Rousseau, in dem er einen Vorläufer der ‚Gewaltherrschaft‘ also des Faschismus sowie des Stalinismus sieht. Auf der anderen Seite stellt er seine beiden Favoriten gegen Voltaire, von dem er entweder nicht viel gelesen hat, oder dessen Positionen er bewußt und böswillig verzerrt. Inhaltlich ist Blom ein Antivoltairianer, er unterstellt der Vernunft eine ihr innewohnende Zerstörungskraft und stellt ihr das Gefühl („die Wollust“) entgegen. Dabei reduziert er aber ‚Vernunft‘ in einer stark, z.B. bei Voltaire so gar nicht vorzufindenden Weise, auf phantasieloses Herrschaftswissen, während er auf der anderen Seite Rousseau gefühliges Dauerverwirrtsein bescheinigt. Die Herrschaftsvernunft à la Voltaire habe sich bei der Kolonialisierung entsprechend ausgetobt. Wiederum stimmt nichts zusammen, Voltaire kritisiert in Candide, im Huronen und an manch anderer Stelle ausdrücklich die brutale Sklaverei in den Kolonien. 
Sodann bastelt er gegen Voltaire einen Zusammenhang zwischen dessen Hoffnung auf die Vernunft: daß er an die Wissenschaft glaubt, macht aus ihm einen „Religiösen anderer Couleur“ – und seinem unangreifbaren Status eines schwerreichen Bürgers, der mit allen möglichen Adelskreisen in bestem Einvernehmen stand: ein Anpassler, dem die Vernunft nichts anderes war als ein Instrument zur Machterhaltung, während das Volk an Gott glauben sollte. 

Blom, wenn seine atheistische und hedonistische Haltung echt sein sollte, kann bei den Allgewaltigen des Presse- und Buchwesens damit eigentlich nicht gerade gut ankommen. Er ist aber selbst ein Anpassler, der es nicht zu vergleichbarem Erfolg wie Voltaire gebracht hat (und nie bringen wird), was ihn verstimmt. Indem er der Speerspitze der Aufklärung, Voltaire, und der Speerspitze der französischen Revolution, Robespierre (Rousseau) den Kampf ansagt, häufelt er ein beachtliches Pluspunktekonto an, das er noch vermehrt, indem er die entscheidende Position der Aufklärung unter Beschuss nimmt, nämlich die Überzeugung, daß uns nur die Vernunft zu einem glücklichen, gerechten und humanen Leben führen kann. Diese wird madig gemacht durch das bekannte kritizistische Raunen, es gebe jenseits der Vernunft eine andere Macht, eben die Sexualität, die Wollust, die ‚andere Seite‘ der Vernunft, die ihr Grenzen setze, die man bei Strafe der Entfremdung nicht überschreiten dürfe.

So kommt es, daß einer, der für die Befreiung der Sexualität spricht und Diderots und d’Holbachs Materialismus lobt (allerdings durch mancherlei Klatsch und Tratschgeschichten herunterzieht), sich zum Ausgleich deutlich gegen die Wissenschaft und gegen das Ziel einer humanen Gesellschaftsordnung wenden muß. Daß er dafür von der Springerpresse und der FAZ gelobt wird, ist normal und keineswegs erstaunlich.


[1] Die beste Übersicht über die Fälle, in denen sich Voltaire engagiert hat, bietet nach wie vor: Hertz, Eduard, Voltaire und die französische Strafrechtspflege im achtzehnten Jahrhundert, Ein Beitrag zur Geschichte des Aufklärungszeitalters, Stuttgart: Ferdinand Enke, 1887

[2] Peter Gay, The Enlightenment, an interpretation, vol 2,: the science of freedom, London: Wildhouse, 1973

[3] Pomeau, René, Voltaire en son temps, tome second, Paris: Fayard, 1995,, p.310,

[4] Selg, Anette, Wieland, Rainer, De Welt der Enzyklopädie, Frankfurt/Main: Eichborn, 2001, S. 124 Neuauflage 2013

[5] Gallo, Max, Im Namen des Königs, Justizskandal am Vorabend der französischen Revolution, Berlin:Ullstein, 1989