Folgende Bemerkung Reinhardts macht stutzig: „Voltaire kämpfte vor allem dafür, die Macht der Kirche zu brechen. Allerdings erfolglos“. 11 Jahre nach Voltaires Tod verstaatlichte die Französische Revolution den kirchlichen Besitz, zwang die Kirchenmänner, den Staat und seine Gesetze höher als den Papst zu stellen: sie entmachtete die Kirche.
Voltaire hatte mit seinem zähen Kampf, unter anderem für die Rehabilitierung Jean Calas und gegen das Terrorurteil, das für den Chevalier de la Barre den Tod auf dem Scheiterhaufen bedeutete, die Grundlage für die Entmachtung der Kirche hergestellt. Wenn Prof. Reinhardt diesen Zusammenhang nicht versteht, ist er es nicht wert, als Voltaireforscher ernst genommen zu werden. Seine Biographie hätte er dann auf den Buchmarkt geworfen, um an einem Trend zu partizipieren, in dem Voltaire gegen die islamistischen Halsabschneider als Schutzpatron eine Renaissance erlebt. Wenn aber Voltaires Verdienste beim Kampf gegen die Infâme nicht in Reinhardts Konzept passen, dann taugt, Professor hin, Professor her, sein ganzes Konzept nichts. Oder war die Bemerkung im Interview nur ein „Ausrutscher“? Wir werden es überprüfen, wenn wir seine Voltaire-Biographie im Detail besprechen.