Francesco Algarotti (1712-1764) war eine der zentralen Persönlichkeiten der europäischen Aufklärung. Als Sohn des vermögenden venezianischen Kaufmanns Rocco Algarotti war er unabhängig in finanzieller und geistiger Hinsicht. Er liebte seine Freiheit. Auf seinen ausgedehnten Reisen durch ganz Europa suchte er den Kontakt zu den wichtigsten Vertretern der Aufklärung und lebte einige Zeit am Hofe Friedrich II., wo er u.a. mit Voltaire zusammentraf. Sein Leben und sein Wirken sind heute leider fast vergessen.
Das kleine, sich an ein breiteres Publikum richtetende Büchlein von Klaus-Werner Haupt hätte daran etwas ändern können.
Um es vorweg zu sagen, der Autor hat diese Chance verpasst. Weder gelingt es ihm, Algarotti als Protagonisten der Aufklärung vorzustellen, noch entwickelt er auch nur ansatzweise Verständnis für die (auch für uns ausgefochtenen) Kämpfe der damaligen Zeit. Stattdessen verbreitet er Informationen über die bildende Kunst des 18. Jahrhunderts und den damaligen Kunsthandel, die zwar nicht uninteressant sind, aber nicht zum dem führen, wofür Algarotti steht: die Popularisierung der Lehren Issac Newtons. Worin die Sprengkraft Newtons bestand und weshalb die Schrift Algarottis Il Newtonianisme per le dame (1732) frz.: Le Newtonianisme pour les dames, ou Entretiens sur la lumière, sur les couleurs, et sur l’attraction (1738), dt. Newtons Weltwissenschaft für das Frauenzimmer oder Unterredungen über das Licht, die Farben und die anziehende Kraft (1745) für die Befreiung von der klerikalen Bevormundung von so großer Bedeutung war und ist, entgeht ihm vollkommen. Als Beleg sei diese peinliche Stelle aus dem Büchlein zitiert: „Der mit dem Tod des englischen Naturforschers einsetzende Marketingfeldzug machte vor dem Kontinent nicht Halt“ (S.12).
Auch von den anderen Schriften Algarottis erfährt man, außer dass sie geschrieben wurden, herzlich wenig. K.W. Haupt hätte ein anderes Buch schreiben sollen: über den Kunsthandel im 18. Jahrhundert und seine Protagonisten, zu denen Algarotti auch gehörte.