Folgt man dem Wortsinn, ist ein Wunder eine bestaunenswerte Sache. In diesem Falle ist alles ein Wunder. Die bewundernswerte Ordnung der Natur, die Rotation von 100 Millionen Erden um 1 Million Sonnen, die Aktivität des Lichts, das Leben der Tiere – alles sind fortwährende Wunder. Folgt man den überlieferten Ansichten, nennen wir Wunder die Verletzung der göttlichen und ewigen Gesetze. Wenn es bei Vollmond eine Sonnenfinsternis gibt 1, ein Toter zwei Meilen Weges geht, dabei seinen Kopf in seinen Armen trägt, nennen wir das ein Wunder. Mehrere Physiker behaupten, dass es Wunder in diesem Sinne nicht gibt – und hier sind ihre Argumente: Ein Wunder ist die Verletzung von mathematischen, göttlichen, unveränderlichen und ewigen Gesetzen. Allein, nach dieser Feststellung ist das Wunder ein Widerspruch in sich. Ein Gesetz kann nicht zugleich unveränderlich und verletzt sein. Jedoch, erwidert man ihnen, kann nicht ein von Gott selbst geschaffenes Gesetz durch seinen Schöpfer auch aufgehoben werden? Sie antworten mutig mit Nein und dass das Unendlich-Weise-Wesen unmöglich Gesetze geschaffen haben könne, um sie zu verletzen. Gott hätte seine Maschine nur angehalten, um sie zu verbessern und er hat diese unermesslich große Maschine als Gott klarerweise so gut er es konnte geschaffen – sollte er eine aus der Natur der Sache folgende Unvollkommenheit bemerkt haben, hätte er sich schon von Anfang an darum gekümmert – daher wird er sie auch zukünftig nicht mehr ändern. Außerdem kann Gott nichts grundlos tun – und welcher Grund sollte ihn dazu verleitet haben, sein eigenes Werk für einige Zeit zu verschandeln? Er tut es den Menschen zu Gefallen, sagt man ihnen. Sie antworten, dass es dann wenigstens allen Menschen zu Gefallen sein müsse, denn man könne sich unmöglich vorstellen, dass die göttliche Natur für einige Menschen gesondert arbeite. Mehr noch, die menschliche Art sei nur ein kleines Etwas, sie sei, verglichen mit all den Wesen, die das Universum ausfüllen, viel weniger als ein kleiner Ameisenhaufen. Wäre es also nicht eine der absurdesten Verrücktheiten, sich vorzustellen, dass das unendliche Wesen zu Gunsten von 3 bis 400 Ameisen auf diesem kleinen Misthaufen das ewige Spiel der unermesslichen Kräfte umkehrte, die das ganze Universum in Bewegung halten? Aber nehmen wir an, dass Gott eine kleine Anzahl Menschen durch besondere Vergünstigungen herausheben wollte, war es dafür nötig, das zu verändern, was er für alle Zeiten und alle Orte geschaffen hat? Um seine Geschöpfe zu bevorzugen, gibt es gewiss keinerlei Notwendigkeit zu solcher Veränderung, solcher Unbeständigkeit – seine Vergünstigungen bestehen in seinen Gesetzen selbst. Er hat alles vorhergesehen, alles für sie gerichtet, alles gehorcht unumkehrbar der Kraft, die er der Natur für immer eingeprägt hat. Warum sollte Gott ein Wunder geschehen lassen? Um einen bestimmten Entwurf für einige Lebewesen fertig zu stellen! Er sagte demnach: „Ich habe es mit der Herstellung des Universums, mit meinen göttlichen Erlassen, meinen ewigen Gesetzen nicht geschafft, einen bestimmten Entwurf zu Ende zu bringen – ich werde meine ewigen Vorstellungen, meine unveränderlichen Gesetze ändern, um das zu erreichen, was ich durch sie nicht geschafft habe.“ Das wäre ein Eingeständnis seiner Schwäche und nicht seiner Macht. Das wäre, scheint es, in ihm der unvorstellbarste Widerspruch. Es ist also folgendermaßen:: indem man es wagt, Gott Wunder zu unterstellen, beleidigt man ihn in Wirklichkeit (wenn Menschen Gott beleidigen können): es ist, als sagte man ihm: „Sie sind ein schwaches und inkonsequentes Wesen“.
Es ist also absurd, an Wunder zu glauben und in gewisser Hinsicht bedeutet es, die Göttlichkeit zu entehren. Man bedrängt jene Philosophen und sagt ihnen: „Ihr habt gut die Unwandelbarkeit des höchsten Wesens zu rühmen, die Ewigkeit seiner Gesetze, die Gleichförmigkeit seiner unendlichen Welten – unser kleiner Dreckhaufen war von Wundern ganz und gar bedeckt, die Geschichten sind genauso voll von Wundern wie von natürlichen Ereignissen“. Die Töchter des großen Priesters Anius 2 verwandelten alles was sie wollten zu Weizen, zu Wein oder zu Öl; Athalide3 Tochter des Merkur, erstand mehrere Male auf; Äskulap4 erweckte Hippolyte zum Leben; Herkules entriss Alceste dem Tod5, Hera kehrte zur Erde zurück, nachdem sie 15 Tage in der Hölle zugebracht hatte; Romulus und Remus wurden als Kinder eines Gottes und einer Vestalin geboren, das Palladium fiel vom Himmel in die Stadt Troya6; an den Haare der Berenike wurden die Sterne festgehalten7; die Hütte von Philemon und Baucis wurde in einen phantastischen Tempel verwandelt8, der Kopf des Orpheus sprach Orakel auch nach dessen Tod9; die Mauern Thebens erbauten sich in Anwesenheit der Griechen von selbst nach dem Ton einer Flöte10; die Heilungen im Tempel des Äskulap waren unzählbar und wir haben noch immer Denkmäler, die die Namen von Augenzeugen der Wunder Äskulaps tragen.“ Nennen Sie mir ein Volk bei dem sich nicht unglaubliche Wunder zugetragen hätten, vor allem in den Zeiten, wo man kaum Lesen und Schreiben konnte. Die Philosophen der Aufklärung antworten auf diese Einwürfe mit Gelächter und mit Schulterzucken, aber christliche Philosophen meinen: „Wir glauben an die Wunder, die sich in unserer heiligen Religion zugetragen habe. wir glauben an sie aus unserem Glauben heraus und nicht nach unserem Verstand den zu hören wir wohl vermeiden, denn, wenn der Glaube spricht, das weiß man gründlich, darf der Verstand nicht ein einziges Wort sagen. Wir haben einen festen und vollkommenen Glauben in die Wunder Jesu Christus und der Apostel, aber erlauben Sie uns an zahlreichen anderen ein wenig zu zweifeln, duldet etwa, dass wir uns einem Urteil über die Geschichte eines einfachen Mannes enthalten, dem man den Beinahmen der Große gab: er versichert, dass ein einfacher Mönch sich so sehr an das Wunder tun gewöhnt hatte, dass ihm der Prior schließlich verbot, sein Talent auszuüben. Der Mönch gehorchte – aber als er sah, dass ein armer Dachdecker von einem Dach fiel, schwankte er zwischen dem Wunsch ihn zu retten und der heiligen Gehorsamkeit. Er befahl also dem Dachdecker bloß, in der Luft zu bleiben, bis er einen neuen Befehl erhalte und lief schnell, um seinem Prior den Sachverhalt zu berichten. Der Prior erteilte ihm die Absolution von der Sünde, ohne Erlaubnis mit einem Wunder begonnen zu haben und erlaubte ihm es zu vollenden, vorausgesetzt, dass er es dabei belasse und nicht wieder damit anfange. Wir gestehen den Aufklärern zu, dass man an dieser Geschichte ein wenig zweifeln sollte“. Aber wie wagt ihr zu leugnen, sagt man ihnen, dass der heilige Gervasius und der heilige Protasius dem heiligen Ambosius als Engel erschienen sind und ihm den Platz wiesen, an dem sich ihre Reliquien befanden?, dass der heilige Ambrosius sie ausgegraben hat und damit einen Blinden heilte? Der heilige Augustinus war damals in Mailand, er erzählte dieses Wunder: „Immenso populo teste‘, sagt er in seinem ‚Gotteststaat‘, Buch XXII. Da hätten wir ein bestens bezeugtes Wunder. Die Aufklärer sagen, sie glaubten nichts davon, Gervasius und Protasius seien niemandem erschienen, dass es für das Menschengeschlecht ziemlich gleichgültig sei, wo sich ihre Gerippe befinden, dass sie an diesen Blinden nicht mehr glaubten als an den des Vespasian, dass es ein unnützes Wunder sei, dass aber Gott nichts Unnützes mache und sie halten an ihren Grundsätzen fest. Meine Hochachtung für den heiligen Gervasius und den heiligen Protasius 11 erlaubt mir nicht , mich der Ansicht dieser Aufklärer anzuschließen, ich berichte lediglich von ihrem Unglauben. Sie machen großes Aufheben über eine Textstelle bei Lukian, die sich im ‚Tod des Peregrinus‘12 befindet: „Wenn nun irgendein durchtriebener Schwindler zu ihnen kommt, der die Verhältnisse zu nutzen versteht, so wird er gleich in Kurzem ein reicher Mann“. Aber da Lukian ein weltlicher Autor ist, kommt ihm unter uns keinerlei Autorität zu. Diese Aufklärer können sich nicht entschließen, an die Wunder aus dem 2. Jahrhundert zu glauben. Die Augenzeugen können noch so sehr beschreiben, wie sie, als der heilige Polykarpus, Bischof von Smyrna, zum Feuertod verurteilt, in die Flammen geworfen wurde, eine Stimme vom Himmel herabrufen hörten: „Mut, Polycarpe! Sei stark, sei ein Mann“ – während die Flammen des Scheiterhaufen sich von seinem Körper entfernten und einen Feuerpavillion um seinen Kopf bildeten und aus der Mitte des Scheiterhaufens eine Taube hervorflog, so dass man gezwungen war, Polykarpus den Kopf abzutrennen. „Wozu soll dieses Wunder gut sein?“, sagen die Ungläubigen, „wieso haben die Flammen ihre Natur verloren und warum tat dies nicht das Beil des Scharfrichters? Woher kommt es, dass so viele Märtyrer gesund und unverletzt dem kochenden Wasser entsteigen und nicht der trennenden Klinge widerstehen konnten?“ Man antwortet, dies sei der Wille Gottes. Aber die Aufklärer würden das alles gerne mit ihren eigenen Augen gesehen haben, bevor sie es glauben13. Jene, die sich für ihre Überlegungen mit der Wissenschaft wappnen, werden euch sagen, dass die Kirchenväter selbst oft zugegeben haben, dass zu ihrer Zeit keine Wunder mehr getan werden. Der heilige Chrysostomus sagt ausdrücklich: „die außergewöhnlichen Begabungen des Geistes waren selbst Unwürdigen gegeben worden, weil damals die Kirche Wunder brauchte, heute jedoch gibt man sie nicht einmal mehr Würdigen, weil die Kirche sie nicht mehr benötigt“. Dann gesteht er, dass es niemanden mehr gibt, der Tote wieder auferweckt und auch niemanden, der Kranke heilt. Der heilige Augustinus selbst, trotz des Wunders von Gervasius und Protasius, sagt in seinem Gottesstaat: „Warum gibt es die Wunder, die früher getan wurden, heute nicht mehr?“ Und gibt dafür den gleichen Grund: Cur, inquissunt, illa miracula quae praedicatis facta esse non fiunt? Possem quidem dicere nec esssaia prius fuisse quam crederet mundus, ad hoc ut crederet mundus.“14 Man entgegnet den Aufklärern, dass der heilige Augustinus trotz dieses Bekenntnisses von einem alten Flickschuster aus Hippo spricht, der als er seine Wohnung verlor, in die Kapelle der 20 Märtyrer beten ging, als er zurückkam, fand er in einen Fisch in dessen Körper ein goldener Ring war und der Koch, der den Fisch gekocht hatte, sagte zum Flickschuster: „das haben euch die 20 Märtyrer gegeben“. Daraufhin antworten die Aufklärer, dass es in dieser Geschichte nichts gebe, das den Gesetzen der Natur widerspreche, dass die Physik, dadurch, dass ein Fisch einen goldenen Ring verschluckt und ein Koch diesen Ring einem Flickschuster serviert, keinesfalls verletzt sei, dass darin keinerlei Wunder liege. Wenn man diese Aufklärer daran erinnert, dass nach dem ‚Leben des Eremiten Paul‘ des heiligen Hieronymus15 jener Eremit mehrere Unterhaltungen mit Satyren und Faunen hatte, dass ihm ein Rabe 30 Jahre lang ein halbes Brot zu seinem Mittagessen brachte, und ein vollkommen ganzes Brot am Tag, als der heilige Antonius ihn besuchen kam, könnten sie antworten, dass solches nicht absolut gegen die Regeln der Physik verstoße, dass Satyren und Faune existieren könnten und jedenfalls, wenn dieses Märchen auch kindlich sei, so hätte es doch nichts gemeinsam mit den Wundern, die der Heiland und seine Apostel vollbracht haben. Mehrere gute Christen haben die Geschichte vom heiligen Stylites des Théodoret bekämpft16. Viele Wunder. die in der griechischen Kirche als authentisch gelten, wurden von der römischen als zweifelhaft zurückgezogen, ebenso wie Wunder der römischen Kirche der griechischen suspekt sind; schließlich kamen die Protestanten und haben die Wunder der einen wie der anderen Kirche stark misshandelt. Ein jesuitischer Wissenschaftler (Ospinian) der lange in Indien gepredigt hat, beschwert sich, dass weder seine Brüder noch er selbst je ein Wunder bewirkt hätten. Xavier bedauert in mehreren seiner Briefe, dass er nicht sprachbegabt sei, er sagt, er sei unter den Japanern wie eine stumme Statue. Dennoch haben die Jesuiten geschrieben, er hätte 8 Tote wiedererweckt, was viel ist, aber man muss auch bedenken, dass er sie 6000 Meilen von hier wiedererweckte. Man hat Leute gefunden, die behauptet haben, dass die Abschaffung des Jesuitenordens in Frankreich ein viel größeres Wunder sei als die von Xavier und Ignatius17. Wie dem auch sei, alle Christen gestehen zu, dass die Wunder Jesu Christi und der Apostel von unbezweifelbarer Wahrheit sind, aber dass man mit aller Entschiedenheit an einigen Wundern zweifeln kann, die in letzter Zeit vollbracht wurden und nicht sicher belegt worden sind. Man wünschte beispielsweise, damit man ein Wunder gut belegen hätte können, dass die Akademie der Wissenschaften von Paris zugegen gewesen wäre oder die Royal Society von London und die medizinischen Fakultät, assistiert von einem Garderegiment, um die Volksmassen in Schach zu halten, die sonst durch ihre Indiskretion die Ausführung des Wunders hätten verhindern können. Man fragte eines Tages einen Aufklärer, was er sagen würde, wenn die Sonne anhielte, das heißt, wenn die Erde aufhörte, sich um diesen Stern zu drehen, wenn alle Toten wiederauferstünden und wenn sich alle Berge gemeinsam ins Meer stürzten, dies alles um irgendeine bedeutende Wahrheit zu beweisen wie etwa die der wechselhaften Gnade. „Was ich da sagen würde? antwortete der Aufklärer, ich machte mich zum Manichäer18 , ich würde sagen, es gebe ein Prinzip, das zerstört, was das andere aufgebaut hat“.
1 Vollmond-Sonnenfinsternis: bei Vollmond liegen sich, von der Erde aus gesehen, Sonne und Mond gegenüber, es kann also bei Vollmond nie eine Sonnenfinsternis, wohl aber eine Mondfinsternis geben (wenn der Mond so steht, dass er vom Erdschatten bedeckt wird).
2Anius, in der griechischen Religion Sohn von Apoll und Rhöo, der Tochter Bacchus‘. Anius hatte 3 Töchter Oeno, Spermo und Elais, denen von Bacchus die Gabe verliehen worden war, was auch immer in Wein, Weizen und Öl zu verwandeln – was Wunder, dass ihnen die Aufgabe zufiel, das griechische Heer vor Troja zu versorgen.
3 Athalide, Merkur, der Götterbote und Gott des Handels (= Hermes), soll seinen Sohn Aethalides befähigt haben, aus der Unterwelt immer wieder aufzutauchen, um für kurze Zeit bei den Menschen zu leben (nach Appolonius v. Rhodos, Die Argonauten, I,V.). Voltaire hat dieses Wunder an anderen Stellen auch so wiedergegeben, nur hier hat er ihn zur Frau gemacht (aber fille und fils sind im Französischen nahe beieinander und Hermes und Hermaphrodit ebenfalls).
4Äskulap (Asklepios), griechischer Gott der Heilkunst, erweckte Hippolytos wieder zum Leben, den Poseidon an einem Fels zerschmettern lies.
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5Alceste, in der griechischen Religion starb sie, um Admetos, ihren Mann, zu retten. Herkules holte sie jedoch aus der Unterwelt zurück (s. Euripides Tragödie Alceste).
6Palladium, ist ein Schutzschild, mit der Abbildung der Göttin Pallas Athena versehen. Er soll angeblich auf die Stadt Troja herabgefallen sein und soll sie vor ihren Feinden geschützt haben.
7Berenike, ägyptische Königin (270 – 221 vuZ), opferte, ihrem Gelübde entsprechend, ihr prachtvolles Haar, als Ptolemaios III., ihr Mann, unversehrt aus dem Krieg zurückgekehrt war. Schon am Tag nach dem Opfer war das Haar aus dem Tempel verschwunden. Die Götter waren so entzückt von ihrem Opfer, dass sie daran die Sterne am Himmel aufhängten. Nach dieser Sage wurde das Sternbild ‚Haar der Berenike‘ benannt.
8Philemon und Baucis, in der griechischen Religion waren sie die Einzigen, die den inkognito reisenden Göttern Zeus und Hermes Gastfreundschaft gewährten – dafür wurden sie belohnt, indem ihre ärmliche Hütte in einen Tempel verwandelt wurde, zu dessen Priestern man sie auch gleich ernannte.
9Kopf des Orpheus, Orpheus, der Sänger, wurde in Stücke gerissen, Kopf mit Leier in einen Fluss geworfen, wo er nach der Sage weitersang, bis ihm, als er in Lesbos an Land gespült wurde, der Gott Apollo gebot, zu schweigen.
10die Mauern Thebens, Amphion, König von Theben, soll die Steine durch das Spiel seiner Leier dazu gebracht haben, sich zu den mächtigen Mauern des siebentorigen Thebens zusammenzufügen.
11Gervasius, Protasius, Zwillinge und Märtyrer zur Zeit Neros – erschienen am 17. Juni 386 dem heiligen Ambrosius von Mailand im Traum, um ihm die Grabstätte ihrer Gebeine zu weisen. Dieser benutzte diese ebenso zur Blindenheilung wie Vesapsian seinen Speichel. Man findet die Gebeine der Zwillinge heute angeblich in der Kirche San Ambrogio in Mailand, deren Schutzpatrone die beiden sind.
12Tod des Peregrinus, Lukian, Zitat übersetzt nach Lukian, Tod des Peregrinus, S.5 erschienen bei Ernst Heimeran München, 1925, 24. S (griechisch-dt). Peregrinus war eine äußerst dubiose Gestalt des Frühchristentums. Er verbrannte sich im Stadion zu Olympia selbst bei lebendigem Leib, um seine Anhängerschar zu beeindrucken. Nach etlichen Straftaten (unter anderem hatte er seinen Vater erdrosselt), hatte er sich christlichen Gemeinden angeschlossen und war eine Art christlicher Wanderprediger geworden. Dabei hatte er großen Erfolg und kam durch das Geld seiner Anhänger schnell zu Reichtum. Darauf bezieht sich das Zitat Voltaires aus dem Text Lukians. Lukian von Samosata (120 – ca. 200), war ein bedeutender griechischer Schriftsteller, der die Sitten seiner Zeit, besonders aber auch die Religion, kritisierte. ‚Über den Tod des Peregrinus‘ ist eines seiner ca 80 überlieferten Werke. Die Kirche ließ aus seinen Büchern – wo sie ihrer habhaft werden konnte – den Bericht über den Tod des Peregrinus herausschneiden, da sie sein Leben im Dienste des Christentums gerne verklärt hätte. Auf Deutsch ist die letzte Übersetzung 1925 erschienen.
13Polykarbus, Heiliger (lebte um 100), Bischof von Smyrna – das heute Izmir heißt, starb den Märtyrertod um 150.
14Augustinus, Heiliger: Vom Gottesstaat XXII, 8,566: „Ich würde antworten, dass sie nötig waren bevor die Welt glaubte, um zum Glauben zu führen.“
15 Eremit Paul, Paul der Eremit, genannt ‚von Theben‘ , Heiliger der ersten Stunde (von 229 bis 342!), verbrachte sein Leben in der Wüste – sein Leben beschrieb der heilige Hieronymus „Vie de Saint Paul Ermite“, das Werk kann man sich im Internet sogar bei jesusmarie.com herunterladen.
16Stylites, Heiliger (390 – 459), Simeon von Stylites war der Begründer eines Ordens von Säulenheiligen, also von Leuten, die sich zum Ziel setzen, es möglichst lange auf einer Säule lebend auszuhalten. Thédoret lebte von 393 – 460 in Syrien, war Kirchenhistoriker und hat das Leben des Simeon von Stylites beschrieben.
17Xavier, Ignatius, Francisco de Xavier (1506-1552), jesuitischer Missionar in Indien, Ignatius von Loyola (1491 – 1556), Gründer des Jesuitenordens.
18 Manichäer, eine Glaubenslehre die auf den den persischen Stifter Mani (216 – 276) zurückgeht und in Asien bis ins 14. Jahrhundert stark verbreitet war. In Europa wurden die manichäischen Glaubensgemeinschaften von der Kirche verfolgt und im 5. Jahrhundert endgültig zerstört. Der Manichäismus ist eine streng dualistisch angelegte Religion: dem Reich des Lichtes steht das Reich der Finsternis entgegen. Dieses zerstört, was jenes aufgebaut hat (-> guter Artikel in wikipedia.org ‚Manichäismus‘).