Jüdische Allgemeine, Berlin 12.2.2015 (von Micha Brumlik). Voltaire, weiß Brumlik, ist keineswegs so fortschrittlich, wie er immer erscheint, denn Voltaire sei antijüdisch und islamophob gewesen. Daß Voltaire alle Offenbarungsreligionen und deren Kirchen, einschließlich der christlichen, abgelehnt hat, schreibt er nicht.
Stattdessen verteidigt Brumlik halbherzig, mit schlechtem Gewissen gegenüber dem schlafenden Studentenbewegten in seinem Inneren, den Gotteslästerungsparagraphen im deutschen Strafgesetz, mit dessen Zuordnung (§166 StGB) er jedoch genauso große Schwierigkeiten hat, wie mit einem klaren Bekenntnis zur Meinungsfreiheit. Stattdessen schlägt er sich mit dem ‚Problem‘ herum, wie man jemanden von der Richtigkeit einer Aussage überzeugen kann, wenn deren Gegenrede von vorne herein einem Äußerungsverbot unterliegt, um am Ende ausgerechnet im spanischen Strafgesetzbuch Sicherheit und Halt zu finden. hier