Badische Zeitung, Freiburg 3.7.2016 (von Karlheinz Schiedel). Der Artikel des gut informierten Autors führt in die Untiefen des deutschen Liberalismus, für dessen Sprachrohr sich die Badische Zeitung einmal gehalten hat.
„Zum Tode verurteilt, weil er den Hut nicht zog. Zum 250. Todestag des Chevalier de la Barre.“ weiterlesenAuthor: Rainer Neuhaus
Philipps Geheimnis.
Ketzerbriefe 196, Freiburg: Ahriman, Dezember 2015/Januar 2016 (von Fritz Erik Hoevels). Ein sehr lesenswerter und, weil er eine Erklärung der zuweilen verstörenden Kompromissbereitschaft Voltaires enthält, ein für alle der Aufklärung und Voltaire Verbundenen wegweisender Artikel aus der Feder des Psychoanalytikers aus Freiburg.
„Philipps Geheimnis.“ weiterlesenIm Namen von. Tragödie in fünf Aufzügen von Andreas von Studnitz nach Voltaire und Johann Wolfgang von Goethe.
Theater Ulm, 4.10. (Premiere) – 22. 12. 2015. Besprechung der Aufführung hier
Candide oder der Optimismus. Schauspiel nach der Satire von Voltaire
Inszenierung von Simone Blattner im Theater Neumarkt, Zürich, 24.9 (Premiere) – 22.12.2015. Eine sehr gute Besprechung der Premiere findet man hier
Candide, Musiktheater von Leonard Bernstein
Zu dem Candide von Leonard Bernstein, ein auch heute noch öfter aufgeführtes Musical, gab es 2001 eine Internetseite, die Prof. Dr. Gyula Racz initiiert hatte und aus einem Projekt der Regensburger Kirchenmusikakademie hervorging.
Wir haben diese Internetseite – ohne die Kapitel zu Voltaire und Leibniz – aus dem nicht mehr aktiven „piz-Archiv“ gerettet, auf neueres html gebracht und hier veröffentlicht: Candide-Seminar von Prof. Gyula Racz.
Pakistanische Christin Asia Bibi 2009 – 2015 inhaftiert (aus dem Archiv der gesperrten Facebookseite der Voltaire-Stiftung)
Der Fall von Asia Bibi erregte von 2009 bis 2019 international grosses Aufsehen, weil die beherrschende islamische Religion in Pakistan mit Hilfe staatlicher Gerichte ihr Bekenntnis zum Christentum als Beleidigung des Islam auffasste und mit einem Todesurteil bestrafte. Wir hatten ihren Fall auf unseren Facebookseiten 2015, zum Zeitpunkt, als das Todesurteil bestätigt wurde, vorgestellt.
„Pakistanische Christin Asia Bibi 2009 – 2015 inhaftiert (aus dem Archiv der gesperrten Facebookseite der Voltaire-Stiftung)“ weiterlesenDie Voltaire Foundation und Theodore Besterman.
Auszugsweise Übersetzung des Artikels (Les deux Mondes 10-2011) von Rainer Neuhaus
Aurélie Julia
„Die Voltaire Foundation und Theodore Besterman.“ weiterlesenCosimo Alessandro Collini
Collini war universell gebildet, vor allem aber Naturhistoriker. Die Beschreibung des ersten, 1792 entdeckten Flugsauriers stammt aus seiner Feder (Fossil aus den Solnhofener Plattenkalken). Voltaire lernte Collini 1750 in Berlin kennen und engagierte den talentierten jungen Mann sofort als Sekretär. Collini wurde ihm mehr und mehr zum Freund, der mit ihm durch dick und dünn ging. Besser als viele Erklärungen dokumentiert dies folgender Brief, den Voltaire 1775 an Collini schrieb:
„Cosimo Alessandro Collini“ weiterlesenAmour nommé socratique – Homosexualität
Wie hat es geschehen können, dass ein Übel, Untergang des Menschengeschlechts, wäre es allgemein, schändliches Attentat auf die Natur, trotzdem so natürlich erscheint. Es scheint die letzte Stufe von Geistesverwirrung zu sein und ist doch übliche Praxis von Leuten, die noch gar nicht die Zeit zum Verwirrtsein gefunden haben. Es hat in ganz frische Herzen Eingang gefunden, die weder Ehrgeiz, Täuschung noch Geldgier kennen; es ist die blinde Jugend, die sich gleich am Ausgang der Kindheit aus fehlgeleitetem Instinkt dieser Verwirrung hingibt. Frühzeitig offenbart sich die Neigung der beiden Geschlechter zueinander; aber was man auch immer über Afrikanerinnen und Asiatinnen gesagt haben mag, diese Neigung ist sehr viel stärker beim Mann als bei der Frau, dies ist ein Gesetz, das in der Natur für alle Tiere gilt, es ist immer das Männchen, das das Weibchen angeht. Die jungen Männchen unserer Art fühlen die Kraft, die die Natur in ihnen entfaltet und finden, da sie gemeinschaftlich erzogen werden, kein natürliches Objekt für ihren Trieb; so stürzen sie sich auf das, was ihm gleicht. Oft gleicht ein Knabe zwei oder drei Jahre lang einem schönen Mädchen durch die Frische seines Teints, durch sein plötzliches Erröten, die Süße seiner Augen; wenn man ihn liebt, ist es, weil sich die Natur irrt; man huldigt dem Sex, in dem man sich an das bindet, was die Merkmale der Schönheit besitzt und wenn das Alter die Ähnlichkeit zum Verschwinden bringt, besteht der Irrtum fort.
‚Citraque juventam, aetiats breve ver et primos carpere flores‘ (Ovid Met. X, 84-85)1.
Man weiß zur Genüge, dass dieser Irrtum der Natur im Süden viel gebräuchlicher ist, als im eisigen Norden, weil dort das Blut entzündbarer ist und die Gelegenheit häufiger: auch ist, was beim jungen Alkibiades2 als Schwäche erscheint, abstoßend bei einem holländischen Matrosen oder einem Moskauer Marketender.
Ich kann es nicht hinnehmen, dass man behauptet, die Griechen hätten diese Zügellosigkeit erlaubt. Man zitiert Solon, den Gesetzgeber, weil er in zwei schlechten Versen gesagt hat: „Zärtlich liebe einen schönen Jungen, solange er keinen Bart am Kinn trägt.“
Aber wirklich, handelte Solon als Gesetzgeber, als er diese beiden lachhaften Verse schrieb? Er war noch jung. Und als der Lüstling weise wurde, hütete er sich, seinen republikanischen Gesetzen eine derartige Schändlichkeit hinzuzufügen.3 Es ist dasselbe, wenn man Theodore von Bèze anklagt, die Knabenliebe in seiner Kirche gepredigt zu haben, weil er in seiner Jugend Verse für den schönen Candide verfasst hat, in denen es heißt: „Aplector hunc et illiam“4. Man missbraucht einen Text Plutarchs, der in den Plaudereien seines Dialog über die Liebe einen Gesprächspartner sagen lässt, dass die Frauen der wirklichen Liebe nicht wert seien, ein anderer Gesprächsteilnehmer jedoch unterstützt die Seite der Frauen wie es sein sollte.
Es ist gewiss, soweit sich die Wissenschaft über die Antike gewiss sein kann, dass die sokratische Liebe nicht schändlich war, hier hat der Begriff der Liebe zur Verwirrung beigetragen. Was man „die Liebhaber eines jungen Mannes“ nannte, war genau das, was bei uns die Edelknaben der Adligen sind, was die Ehrenkinder waren: junge Leute, die zur Erziehung einem Kind aus hohem Hause beigegeben wurden, gemeinsam die selben Übungen machten, dieselben militärischen Arbeiten, eine militärische und heilige Einrichtung, die man zu nächtlichen Festen und Orgien missbrauchte.
Das Heer der Liebenden, das Laios unterhielt, war eine unbesiegbare Einheit von jungen Kriegern, die durch ihren Schwur verpflichtet waren, ihr Leben füreinander zu geben; und es war das disziplinierteste Heer, das die Antike je hatte.
Sextus Empiricus5 und andere haben gut reden, wenn sie behaupten, die Knabenliebe sei von den Gesetzen Persiens empfohlen worden. Sie sollten den Gesetzestext zitieren, sie sollten den entsprechenden Paragraphen nennen, und, wenn sie ihn nennen würden, so glaubte ich es noch immer nicht und würde sagen, die Geschichte sei falsch, und zwar deshalb, weil sie unmöglich ist. Nein, in der Natur des Menschen liegt es nicht, ein Gesetz zu verfassen, das der Natur widerspricht und das die Natur beleidigt, ein Gesetz, das die Natur auslöschte, würde es buchstabengetreu befolgt. Gewisse Leute haben beschämende Praktiken, die in einem Land toleriert wurden, für ein Gesetz des Landes ausgegeben. Sextus Empiricus, der alles bezweifelte, hätte an solcher Rechtsprechung zweifeln sollen. Wenn er unserer Tage lebte und zwei oder drei Jesuiten einige ihrer Schüler missbrauchen sähe, hätte er deshalb das Recht zu sagen, dass dieses Spiel durch die Regeln Ignatius von Loyolas6 erlaubt sei ? Die Knabenliebe war in Rom so verbreitet, dass man sich nicht unterstand, diese Albernheit zu bestrafen, vor der alle Welt die Augen verschloss. Octavius Augustus, dieser lüsterne Mordbube und Feigling, der es wagte, Ovid zu verbannen7, fand es sehr gut, dass Virgil Alexis besang und dass Horaz für Ligurinus kleine Oden verfasste8, aber das alte Gesetz Scantinia 9, das die Knabenliebe verbot, bestand noch immer: der Herrscher Philipp verhalf ihm wieder zur Geltung und hat alle kleinen Jungen, die diesem Metier nachgingen, aus Rom hinausgejagt. Schlussendlich glaube ich nicht, dass jemals eine zivilisierte Nation Gesetze gegen die guten Sitten gemacht hat.
1 – Citraque… vor der Reife den kurzen Frühling der Jugend und die ersten Blüten zu pflücken
2 – Alkibiades ( 450- 404 vuZ), skrupelloser Politiker und Feldherr Athens, von dem es heißt, er habe mit seinem Lehrer Sokrates eine homosexuelle Liebschaft gehabt.
3 – Solon (640 -560 vuZ), athenischer Politiker, der den Staat durch eine umfangreiche Gesetzesreform neu ordnete.
4 – Theodore von Bèze (1519 – 1605), Genfer Reformator, verteidigte die Hinrichtung des Gelehrten Michel Servet als Ketzer auf dem Scheiterhaufen in Genf (1553). Der Vers aus seinen Poemata juvenilia, die ihm wegen einiger erotischer Stellen unbequem wurden, heißt richtig: „Amplector quoque, sic et hunc et illiam‘ was in Voltaires verkürzter Version, der die Gelegenheit zu einem Seitenhieb auf den ihm verhassten Theologen nutzt, bedeutet: „Ich liebe sie und liebe ihn“.
5 – Sextus Empiricus (2.Jh. uZ), griechischer Philosoph, Skeptiker, der an der Möglichkeit gesicherten Wissens zweifelte
6 – Ignazius von Loyola (1491 – 1556); Gründer des Jesuitenordens, für die militärische Strenge seiner Ordensregeln und seine extremen Glaubensübungen bekannt, Kindesmissbrauch kam in den jesuitischen Anstalten nicht selten vor..
7 – Oktavius Augustus (63 vuZ – 14 uZ) römischer Kaiser, besann sich am Ende seines Lebens auf Sitte und Anstand, so wollte er, der mit seiner dritten Frau Livia zusammenlebte, bevor sie sich von ihrem Mann scheiden ließ, jetzt den Ehebruch verbieten und verbannte im Jahre 8 uZ Ovid nach Tomis am schwarzen Meer.
8 – Virgil Alexis… bezieht sich auf die von Vergil in den Jahren 42 – 39 vuZ verfassten Hirtengedichte „Bucolica“. In den Eklogen 2 verliebt sich der Hirte Corydon in den schönen Alexis. Horaz – Ligurinus: Ligurinus ist der Titel der 10. Ode des vierten Buches von Horaz Oden, die die Schönheit des Knaben Ligurinus besingt.
9 – Scantinia Lex Scantinia hieß das Gesetz, das im 2. Jh. vuZ in Rom die Knabenliebe untersagte und unter Augustus‘ Lex Lulia verschärft wurde. Mit Phillipus ist Marcus Julius Phillipus I., der auch Phillipus Arabs genannte römische Kaiser gemeint. Er regierte von 204 – 249 in der Ära der römischen Soldatenkaiser.
Tolérance – Toleranz
Was ist Toleranz? Toleranz ist die Lebensader der Humanität. Wir alle sind voller Schwächen und Irrtümer: Vergeben wir uns gegenseitig unsere Dummheiten! – dies sei das erste Gesetz der Natur.
Wenn an der Börse von Amsterdam, in London, in Surat oder Basra der Anhänger Zarathustras, Banians1, der Jude, der Mohammedaner, der gläubige Chinese, der Brahmane, der griechisch-katholische Christ, der römisch-katholische Christ, der protestantische Christ, der christliche Quäker miteinander Handel treiben, so zücken sie nicht ihre Messer gegeneinander, um Seelen für ihre Religion zu gewinnen. Warum haben wir uns dann seit dem Konzil von Nicäa2 fast pausenlos die Hälse durchgeschnitten? Konstantin begann mit einem Erlass, der alle Religionen erlaubte, doch er endete als Verfolger. Vor ihm erhob man sich gegen die Christen nur, wenn sie anfingen, sich in die Staatsgeschäfte einzumischen. Die Römer ließen jede Religion zu, sogar die der Juden und die der Ägypter, welche sie so sehr verachteten. Warum tolerierte Rom diese Religionen? Weil weder Ägypter noch Juden versuchten, die alte Religion des Imperiums auszulöschen, weil sie nicht über Land und Meer auszogen, um Anhänger zu machen, sie waren nur darauf bedacht, Geld zu verdienen, aber es ist unbestreitbar, dass die Christen ihre Religion zur allein herrschenden machen wollten. Die Juden wollten die Jupiterstatue nicht in Jerusalem dulden, aber die Christen wollten sie nicht auf dem römischen Kapitol. Der heilige Thomas gab ehrlich zu, dass die Christen die Kaiser nur deshalb nicht vom Thron gestürzt haben, weil sie es nicht konnten. Ihre Meinung war, die ganze Welt hätte christlich zu sein. Also waren sie notwendig solange Feinde der ganzen Welt, bis diese bekehrt sein würde.
Sogar untereinander befehden sie sich wegen jedem einzelnen Punkt ihrer Meinungsverschiedenheiten. Hat man Jesus Christus zuallererst als Gott anzusehen, verbannt man diejenigen, die dies leugnen als Ebioniten3 welche ihrerseits wiederum die Jesusanbeter verdammen. Sind einige unter ihnen dafür, das Eigentum gemeinschaftlich zu gebrauchen, wie es – behauptet man – zur Zeit der Apostel gewesen war, bezeichnen ihre Gegner sie als Nikolaiten4 und beschuldigen sie der niederträchtigsten Verbrechen. Streben andere nach mystische Hingabe, nennt man sie Gnostiker5 und verfolgt sie mit rasender Leidenschaft. Ringt Marcianus6 um die Dreifaltigkeit, wird er als Götzendiener geschmäht.
Tertullian, Praxeas, Origines, Novar, Novatianus, Sabellius, Donatus7 wurden alle noch vor Konstantin von ihren Glaubensbrüdern verfolgt, kaum hatte Konstantin der christlichen Religion zur Macht verholfen, zerrissen sich Athanasier8 und Eusebier9 auch schon gegenseitig und seither watet die Kirche in Blut, bis auf unsere Zeit.
Das jüdische Volk war, ich gebe es zu, ein ebenso barbarisches Volk. Es erwürgte erbarmungslos die Einwohner eines unglücklichen kleinen Landes, auf das es nicht mehr Anrecht besaß als auf Paris oder London.
Doch als Naeman10 von seinem Aussatz genas, nachdem er sich sieben Mal im Jordan untertauchte und er Elisa, aus Dankbarkeit dafür, dass er ihm dieses Geheimnis offenbart hatte, versprach, jetzt den Gott der Juden anzubeten, da behielt er sich trotzdem die Freiheit vor, in gleicher Weise den Gott seines Königs anzubeten. Er bat um Elisas Erlaubnis und der Prophet zögerte nicht, sie ihm zu erteilen.
Die Juden beteten ihren Gott an, aber es erstaunte sie nie, dass jedes Volk seinen eigenen hatte. Sie fanden es gut, dass Chamos den Moabitern ein bestimmtes Gebiet zuwies, vorausgesetzt, dass ihr Gott ihnen ein ebensolches gab. Jakob zögerte nicht, die Töchter eines Götzendieners zu heiraten. Laban hatte seinen Gott, wie Jakob auch. Das sind Beispiele der Toleranz bei einem der intolerantesten und grausamsten Völker der ganzen Antike: wir haben es in seinen unsinnigen Greueln nachgeahmt, jedoch nicht in seinem Großmut.
Es ist selbstverständlich, dass ein Privatmann, der einen Anderen, seinen Bruder, verfolgt, ein Scheusal ist. Das unterliegt keinem Zweifel. Jedoch die Regierung, jedoch der Beamte, jedoch die Fürsten, wie benehmen sie sich gegenüber denen, die einer anderen Religion anhängen? Handelt es sich um Ausländer, die Macht besitzen, ist es gewiss, dass sich ein Fürst mit ihnen verbünden wird. François I., sehr christlich, verbündet sich mit den Moslems gegen den sehr katholischen Karl V. François I. gibt deutschen Lutheranern Geld, um ihren Aufstand gegen den Kaiser zu unterstützen, aber wie üblich beginnt er damit, die Lutheraner in seinem eigenen Herrschaftsgebiet zu verbrennen. Er bezahlt sie ganz politisch in Sachsen und verbrennt sie ganz politisch in Paris. Aber mit welchem Erfolg? Verfolgungen schaffen neue Anhänger, bald ist Frankreich voll von neu bekehrten Protestanten. Zuerst lassen sie sich hängen, dann hängen sie die anderen, es gibt Bürgerkriege. Dann kommt die Sankt Bartholomäusnacht, und dieser Flecken Erde ist schlimmer geworden als alles, was uns die Alten und die Modernen jemals über die Hölle erzählt haben.
Irrsinnige, die ihrem Gott, der sie doch erschaffen hat, nie einen reinen Gottesdienst haben darbieten können.
Unselige, die niemals dem Beispiel der Noachiden11, der chinesischen Schriftgelehrten, der Parsen12 und all der anderen Weisen folgen konnten. Scheusale, die ihr den Aberglauben braucht wie der Kaumagen der Raben das Aas. Man hat es euch schon gesagt und man braucht es euch auch nicht anders zu sagen: habt ihr bei euch zwei Religionen, werden sie sich die Kehle durchschneiden, habt ihr dreißig, leben sie miteinander in Frieden. Seht den Großtürken: er regiert die Guebern13, die Banianen14, die griechischen Christen, die Nestorianer15, die Römer. Der erste, der Unruhe stiftet, wird gepfählt und alle Welt ist friedlich.
1 Banian – portugiesische Bezeichnung für indische Kaufleute, die einer Variante des Hinduismus, dem Jainismus, angehörten. Banyan ist außerdem der Name des heiligen Baums Indiens, eines Feigenbaums, dessen Äste sich durch Luftwurzeln wieder mit der Erde verbinden.
2 Konzil von Nicäa, erstes ökumenisches, von Kaiser Konstantin 325 einberufenes Konzil in Nicäa, heute Iznik (Türkei). Es sollte den Streit zwischen den christlichen Anhängern der Dreifaltigkeitslehre (Trinitianer) und deren Gegner (Arianer), die die Göttlichkeit Jesu bezweifelten und an die Lehre vom ‚einen und einzigen Gott‘ glaubten, schlichten. Heraus kamen Exkommunikation und Verfolgung von Arius und seinen Anhängern, die sich jedoch lange Zeit recht erfolgreich dagegen zur Wehr setzten konnten.
3 Ebioniten, eine Art urchristliche, noch eng mit dem Judentum verbundene Gemeinschaft, die im 1 Jhdt im Ostjordanland lebte.
4 Nikolaiten Kampfbegriff der katholischen Kirche gegen Glaubensgemeinschaften , die – angeblich oder wirklich – sexuelle Freizügigkeit förderten.
5 Gnostiker,Gruppe, die Gott durch Meditation nahe kommen will und sexuelle Freizügigkeit ablehnt.
6 Marcianus, spätrömischer Kaiser (390 – 457) der die Lehre von der Gott-Mensch Doppelnatur Jesu auf dem Konzil von Chalkedon 451 (heute Kadiköy bei Konstantinopel) durchsetzte.
7 …., alles Theologen des 2. und 3. Jahrhunderts.
8 Athanasius,nach Athanasius, der im 4 Jhdt lebte und die Lehre von der Göttlichkeit Jesu fanatisch durchzusetzen versuchte.
9 Eusebier,nhänger von Eusebius von Nikomedia (bis 341), Vertreter des Arianismus, s.o. unter Anm. 3
10 Naeman, aramäischer Feldhauptmann wird von Elisa geheilt 2,Könige,5)
11 Noachiden, Anhänger/Nachfahren Noahs
12,13 Parsen, Guebern, den Lehren Zoroasters anhängende Perser
14 Banian,siehe unter Anm. 1
15 Nestorianer,Anhänger Nestors, bis 431 Patriarch von Konstantinopel – Die religiös-kirchlichen Auseinandersetzungen der Spätantike beschreibt verständlich – und das ist eine nicht ganz einfache Aufgabe – Karlheinz Deschner in : Kriminalgeschichte des Christentums, Band 2 Die Spätantike, Hamburg 1988,677 S.