Hintergrund:
Dass sich Voltaire im Artikel Apis über Ägypten ähnlich wie an anderer Stelle über die Juden äußert, ist ein wichtiger Hinweis darauf, gegen wen seine teilweise drastischen Werturteile (Ägypten, ein erbärmliches Volk, feige, ein Volk elender Sklaven…) wirklich gerichtet sind:
Zahlreiche zeitgenössische Vertreter des Christentums (Bossuet, Calmet, Mairan..) suchten ihre Wurzeln nämlich im alten Ägypten, das sie nicht hoch genug rühmen (Voltaire: „Man hat die Ägypter hoch gerühmt“) und loben konnten, deren Weisheit und deren Kulturdenkmäler über alles gingen, usw. Nach der von ihnen verbreiteten – christlichen – Entwicklungslehre war Adam als erster Mensch im vollen Besitz alles Wissens, das sich dann im Laufe der Zeit auf verschiedene Kanäle verteilte, bis es sich im Christentum wieder vereinte (siehe dazu: Assmann,Jan, Altägypten und Christentum (in: Marlies Gielen, Joachim Kügler (Hg.), Liebe, Macht und Religion. 2003, S.32-33).
Voltaire greift, indem er den Mythos vom altehrwürdigen Ägypten aufs Korn nimmt, die altehrwürdige Herkunft des Christentums an – wie bei der Kritik an alter jüdischer Geschichte und Religion auch.
Die folgenden Kommentare zu einzelnen Textstellen beziehen sich mit ihren Seitenangaben auf die von uns bei Reclam herausgegebene Ausgabe des Philosophischen Taschenwörterbuchs (2020):
Anmerkung 1 (S.43 Tat Kamyses gut daran..?): nach Herodot, Historien III.27 f.
Anmerkung 2 (S.44 Nur die Unbedachtsamkeit der christlichen Kreuzfahrer übertraf die Feigheit der Ägypter..): Während des 7.Kreuzzugs wurde das Heer Ludwig IX 1250 in Mansourah geschlagen: wenn also die Ägypter schon feige und verächtlich sind, was sind dann erst die Christen…?
Anmerkung 3 (S.44 Körper, die ihre Seelen nach tausend Jahren wiederbeleben sollten.): Voltaire berichtet nach Herodot, Historien II.116, auch, was die menschenverschlingenden Arbeiten an den Pyramiden betrifft..