Ein Bettler aus der Umgebung von Madrid bat mit edler Geste um ein Almosen, ein Passant sagte zu ihm: „schämen sie sich denn nicht, diesen unwürdigen Beruf auszuüben, wo sie doch arbeiten können?“ – „Mein Herr, antwortete der Bettler, ich bitte sie um Geld, nicht um ihre Ratschläge“; dann drehte er ihm, seinem kastilischen Stolz entsprechend, den Rücken zu. Das war schon ein stolzer Bettler, dieser Herr, ein Weniges genügte, um seine Eitelkeit zu verletzten. Aus Eigenliebe bat er um Almosen und duldete nicht, von einem anderen aus Eigenliebe gerügt zu werden.
Ein Missionar reiste durch Indien und traf einen Fakir, beladen mit Ketten, nackt wie ein Affe, der auf seinem Bauch lag und sich für die Sünden seiner indischen Mitbürger auspeitschen ließ, die ihm dafür einige Heller in Landeswährung gaben. „Welche Selbstverleugnung!“, sprach einer der Zuschauer – „Selbstverleugnung!“, erwiderte der Fakir, „hören Sie, ich lasse mir in dieser Welt nur den Hintern versohlen, um es Ihnen in einer anderen zurückzugeben, wenn Sie dann das Pferd sind und ich der Reiter.“
Diejenigen, die gesagt haben, dass die Eigenliebe die Basis aller unserer Empfindungen und Handlungen sei, haben folglich recht in Indien, in Spanien und auf der ganzen bewohnbaren Erde: Und weil man nicht schreibt, um den Menschen zu beweisen, dass sie ein Gesicht haben, braucht man ihnen auch nicht zu beweisen, dass sie Eigenliebe besitzen. Diese Eigenliebe ist das Instrument zu unserer Selbsterhaltung und dem Instrument zu unserer Fortpflanzung ähnlich: sie ist uns unentbehrlich, sie ist uns teuer, sie bereitet uns Vergnügen und – man muss sie verstecken.