Der Fall Calas

Jean Calas, Baumwollhändler, Hugenotte aus Toulouse wurde am  18.11.1761   vom  Toulouser Capitoul für schuldig befunden, seinen Sohn umgebracht zu haben, er habe verhindern wollen, dass dieser zum katholischen Glauben übertritt. Am 10.3.1762 wurde er bei lebendigem Leib aufs Rad geflochten, wo er starb. Voltaire erreichte in einer 3 Jahre dauernden europaweiten zäh und mit erheblichen finanziellen Mitteln geführten Kampagne, dass dieser abscheuliche Justizmord als solcher anerkannt werden musste und die Angehörigen Calas eine Entschädigung erhielten..

Über den Fall Calas hat Helene Luise Köppel im Jahr 2008 nach intensiven Quellenstudien einen spannenden Roman Die Affäre Calas geschrieben (Berlin: Aufbau 2008), in dem sie die finsteren Machenschaften der religiösen Fanatiker im 18. und in unserem Jahrhundert lebendig vor Augen führt. Sie hat sich bereit erklärt, für die Seiten der ‚correspondance-voltaire‘ über den Fall Calas zu schreiben: Helene Luise Köppel: Der Fall Calas.

Materialien zum Fall Calas:

Originalschriften Voltaires
1. Pièces originales concernant la mort des Sieurs Calas, 1762
(1° Extrait d’une lettre de la veuve Dame Calas 2° Lettre de Donat Calas à la Dame calas, sa mère, 3°.A monseigneur le chancelier, 4° Requête au Roi; 5° Mémoire de Donat Calas (et Déclaration de P. Calas);  
6° Histoire d’Élisabeth Canning et de Jean Calas.)
auf deutsch: Voltaire, Authentische Briefe  (nur 1° und 2°), 1762; Voltaire, Die Affäre Calas, Berlin:Insel 2010, S.33 75; Gier/Paschold, Voltaire, die Toleranz-Affäre  1993, S.31ff

2. Der Artikel im Philosophischen Wörterbuch Voltaires:  Tolerance
und seine 1763 erscheinene Kampfschrift „Traité sur la Tolérance“ 1763 auf deutsch in: Mensching, Recht und Politik, 1978 und in: Gier/Paschold, Voltaire, die Toleranz-Affäre  1993

Dokumente
Im ‚Archives départementales de la Haute-Garonne‘ (Archives départementales de la Haute-Garonne -Service éducatif- 11, boulevard Grifoul-Dorval – 31400 Toulouse tél: 00335 61 52 41 64) befinden sich folgende Originaldokumente:

  • Unterlagen der gerichtlichen Untersuchung und über das Urteil der ‚capitouls‘ also der als Richter beauftragten Ratsherren
  • die Berufungsverfügung des Parlaments
  • Sammlung der Korrespondenz zwischen dem Staatsanwalt des des Languedoc, M. de Saint-Priest und seinem Vertreter in Toulouse, d’Amblard
  • zwei Briefe Voltaires

Einen guten Überblick über weitere Schriften und Dokumente bietet die Seite von Prof. Anne Thouzet aus Toulouse über die Affäre Calas (auf Französisch)

Theaterstücke
M. J. Chénier, Lemière d’Argy, et M. Laya, haben jeweils ein Drama namens Calas  verfasstdie zur Revolutionszeit gespielt wurden (1790-1791). La veuve Calas à Paris von Pujouix erschien 1791 und 1820 dann  ein Stück von M. Victor Ducange (‚Calas‘).

Belletristik
Helene Luise Köppel, Die Affäre Calas, Berlin: Aufbau 2008, 439 S.

Film

  • In der Reihe: La Caméra Explore Le Temps ist auf DVD verfügbar: L’Affaire Calas von Stellio Lorenzi, Film in schwarz weiß aus dem Jahr 1963 in französischer Sprache.
  • In neuerer Zeit ist im Auftrag von Arte 2007 ein Film über den Fall Calas gedreht worden: „Voltaire et l’Affaire Calas“ v. F.Reusser. Der Film wurde auch auf Deutsch gezeigt, kann jedoch leider nur in der französischen Version gekauft werden (Koba Film Video, Paris)

Gemälde
Ein 1765 entstandenes Gemälde von Chodowiecki (1726-1801) zeigt, wie sich Jean Calas von seiner Familie verabschiedet (Ausschnitt – Gemäldegalerie Berlin).

Chodowjecki Calas